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Was ist

Der größte Messenger der Welt führt Werbung ein. Künftig können Unternehmen im „Aktuelles“-Tab von WhatsApp Anzeigen im Statusbereich schalten. Der Chat-Bereich ist nicht betroffen, alle Unterhaltungen bleiben vorerst werbefrei und Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

Trotzdem stellt die Entscheidung einen Bruch mit den Prinzipien der WhatsApp-Gründer dar und zeigt, wie weit sich der Messenger von seinen Wurzeln entfernt hat. Zudem ist unklar, ob das Vorgehen mit dem Digital Markets Act (DMA) und der DSGVO vereinbar ist.

Wir erklären, was sich genau ändert, welche Daten Meta zur Personalisierung nutzt und warum wir der Werbung auf WhatsApp auch etwas Gutes abgewinnen können.

Was sich ändert

  • Der Eintrag im WhatsApp-Blog klingt harmlos. „Finde auf WhatsApp mehr Kanäle und Unternehmen, die zu dir passen“. Erst nach mehreren Absätzen folgt der entscheidende Punkt: „Finde neue Unternehmen und tausche ganz einfach mit ihnen Nachrichten über Produkte oder Dienstleistungen aus, die sie in ihrem Status bewerben werden.“
  • Damit können Werbetreibende zum ersten Mal Anzeigen auf WhatsApp schalten. Das Unternehmen beteuert, dass die Werbung auf den Aktuelles-Tab beschränkt bleiben soll. Im Interview mit dem Spiegel sagt WhatsApp-Chef Will Cathcart auf die Frage, ob in Zukunft Anzeigen über oder zwischen den Chats auftauchen könnten:
Ich weiß, dass andere Messaging-Dienste so etwas bereits gemacht haben, aber unser Fokus geht nicht in diese Richtung. Der Platz in der Inbox ist begrenzt, man kann dort nur eine bestimmte Anzahl von Unterhaltungen sehen. Wir möchten, dass die User sich hier auf die Personen konzentrieren, die sie kontaktiert haben.
  • Ein kategorisches Dementi klingt anders. Die Formulierung lässt zumindest die Möglichkeit offen, an weiteren Stellen der App Werbung zu platzieren.
  • Die Anzeigen im Status dürften aber schon reichen, damit WhatsApp kräftig Kasse macht. 1,5 Milliarden Menschen öffnen den Aktuelles-Tab täglich, die Reichweite ist also enorm.
  • Das Unternehmen ist bereits jetzt profitabel und nimmt etwa Geld durch Werbung ein, die auf Facebook oder Instagram ausgespielt wird und Nutzerïnnen direkt zu Business-Chats auf WhatsApp führt.
  • Im Vergleich zur Werbung auf Metas anderen Plattformen werden die Anzeigen auf WhatsApp standardmäßig nur eingeschränkt personalisiert. Das geschieht etwa auf Grundlage von Alter und Aufenthaltsort, den Spracheinstellungen und den Kanälen, denen man folgt, sowie den direkten Interaktionen mit anderen Anzeigen.
  • Meta kann höhere Preise aufrufen, wenn Unternehmen ihre Werbung genauer zuschneiden können. Deshalb wird man Nutzerïnnen dazu drängen, ihren WhatsApp-Account der Kontenübersicht von Meta hinzuzufügen. Dann werden alle Daten der anderen Meta-Plattformen genutzt, um Anzeigen zu personalisieren.
  • Standardmäßig ist die Option deaktiviert. Dem Spiegel sagte Cathcart aber:
Viele Nutzer posten etwas in ihrem WhatsApp-Status und möchten denselben Beitrag auch auf Instagram teilen. In diesem Fall empfehlen wir, die Konten miteinander zu verbinden. Aber Leute, die WhatsApp nur zum Verschicken von Nachrichten nutzen, wollen wir nicht belästigen.
  • Je nachdem, wie diese „Empfehlung“ formuliert ist, könnte ein beträchtlicher Teil der Nutzerïnnen zustimmen – ob aus Unwissen, Unaufmerksamkeit oder echter Überzeugung heraus.
  • Neben der Werbung führt WhatsApp weitere Monetarisierungsoptionen ein. Kanäle können künftig kostenpflichtige Abos anbieten, später wird WhatsApp zehn Prozent der Einnahmen für sich behalten.
  • Zudem können Betreiber ihre Kanäle bewerben, dann werden sie Nutzerinnen in der Kanalübersicht empfohlen. Auch damit könnte Meta gut Geld verdienen.

Warum das eine Kehrtwende darstellt

  • „Keine Werbung! Keine Games! Keine Gimmicks!“ Das war der Leitsatz der WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum. Jahrelang lag dieses Mantra als handgeschriebene Notiz auf Koums Schreibtisch.
  • 2014 zahlte Meta 19 Milliarden Dollar für WhatsApp, und seitdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Prinzipien aufgeweicht werden.
  • Längst hat Mark Zuckerberg sein ursprüngliches Versprechen gebrochen, dass Nutzerdaten niemals zwischen WhatsApp und Facebook geteilt würden. In der EU musste der Konzern deshalb 225 Millionen Euro zahlen.
  • Fairerweise muss man sagen: Die aktuelle Führungsriege von WhatsApp hat nie versprochen, dass der Messenger für immer werbefrei bleibt. Man schloss lediglich Anzeigen im Chat-Bereich aus und beteuerte, dass WhatsApp niemals auf Inhalte von Nachrichten zugreifen würde. Zumindest daran hält sich WhatsApp.

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