Zum Inhalt springen
10 Min. Lesezeit KI

Was hinter der Angst vor einer KI-Blase steckt

Jeder weiß: Ein Teil des KI-Booms ist eine Blase. Niemand weiß: Platzt sie?

Wir freuen uns sehr, dass in den letzten 24 Stunden so viele neue Mitglieder den Weg zu uns gefunden haben! Wer noch einer Kollegin oder einem Kollegen Bescheid geben möchte: Wir bieten in den kommenden Wochen vorübergehend ein 30-Tage-Probeabo an – zwei Newsletter pro Woche, voller Zugriff aufs Archiv und Zugang zu unserer Slack-Community. Man kann jederzeit kündigen – es entstehen also in den ersten 30 Tagen keine Kosten. Easy, transparent und fair. Ein Abo kostet übrigens weniger als ein White Mocha Frappuccino pro Monat. Für Redaktionen und Organisationen gibt es zudem Team-Mitgliedschaften. Weitersagen 👍


Was ist

In den vergangenen Wochen haben wir mehrfach ungewöhnliche Gespräche geführt. Menschen, die sich sonst wenig bis gar nicht für KI und Aktien interessieren, wollten wissen, ob sich gerade eine riskante Blase bildet.

Das zeigt: Mittlerweile spricht nicht mehr nur die KI-Blase über eine mögliche KI-Blase. Seit Monaten fragen auch große Medien immer wieder, ob die Billionen-Investitionen in Rechenzentren, Grafikchips und Stromversorgung gerechtfertigt sind.

Um keine falschen Erwartungen zu wecken: Wir können diese Frage nicht beantworten. Niemand kann das mit abschließender Sicherheit. Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Wir können aber analysieren, was für und was gegen eine Blase spricht und warum die Sorgen zunehmen. Das haben wir bereits im August getan (SMWB). Seitdem wurden ein paar neue Deals geschlossen, und die Summen sind noch ein wenig gigantischer. An den grundlegenden Fakten hat sich aber wenig geändert.

Deshalb wählen wir für heute einen anderen Ansatz. Wir erklären das Thema möglichst voraussetzungsfrei, sodass es auch Menschen verstehen, die sich bislang nicht genauer damit beschäftigt haben. Unsere persönliche anekdotische Evidenz zeigt: Das sind eine ganze Menge.

Wir sind keine Makroökonomen und erst recht keine Finanzberater. Dieses Briefing ist keine Anlageinvestition. Wir verzichten bewusst auf finanzielle Details und nennen nur wenige Zahlen. Viele davon beruhen ohnehin auf Vorhersagen, die mit großer Unsicherheit behaftet sind.

Was „KI“-Investitionen bedeuten

Warum die Warnungen lauter werden

Was das Risiko erhöht

Was niemand weiß

Auf zwei Dinge können sich fast alle einigen:

  1. Generative KI ist keine Blockchain. Die Technologie hat Substanz. Sie schafft einen Mehrwert für Unternehmen und Nutzerïnnen.
  2. Ein Teil der Investitionen in generative KI wird sich als Fehler herausstellen. Viele Start-ups werden wahllos mit Geld beworfen. Das ist nicht nachhaltig.

Selbst Sam Altman spricht von einer KI-Blase. Das erscheint bemerkenswert, weil er seit Jahren erzählt, dass KI die Menschheit entweder auslöschen oder retten wird. Erst warnte er vor Science-Fiction-Szenarien, danach predigte er Superintelligenz und Überfluss für alle.

Letztlich spricht er aber nur das Offensichtliche aus. Risikokapital trägt diesen Namen, weil niemand weiß, welches Start-up später ein Geschäftsmodell entwickeln und das Geld wieder einspielen wird.

Die entscheidende Frage lautet also nicht, ob es eine KI-Blase gibt. Das bestreitet kaum jemand. Wirklich relevant sind zwei andere Fragen:

  1. Wie groß ist die Blase?
  2. Wird sie mit einem Knall platzen, oder geht ihr langsam die Luft aus?

Die beiden Fragen hängen eng zusammen. Falls sich nur ein paar Start-ups verabschieden, schmerzt das vielleicht Accelerator und Spekulanten. Die Auswirkungen für den gesamten Markt wären überschaubar.

Falls die Blase auch Unternehmen wie OpenAI, Anthropic und Nvidia betrifft, könnte das den gesamten Aktienmarkt und die Weltwirtschaft betreffen. Auch Menschen, die ihr Vermögen in vermeintlich sicheren ETFs angelegt haben, müssten um ihre Altersvorsorge oder zumindest um kurzfristige Rendite bangen (Spiegel).

Was die Geschichte lehrt

Die Vergleiche zur Dotcom-Blase drängen sich auf (Golem, Handelsblatt):

Damals galten heute vergessene Dotcom-Unternehmen wie Webvan, Etoys und Pets.com als das nächste große Ding. Das Ende ist bekannt: Binnen weniger Monate verpuffte die Euphorie. Hunderte Start-ups gingen pleite, Konzerne wie Amazon und Microsoft verloren den Großteil ihres Börsenwerts.

Doch neben vielen Parallelen gibt es auch Unterschiede:

Neue Technologien gehen häufig mit Spekulationsblasen einher (Project Syndicate). Das geschah etwa bei der industriellen Revolution, der Eisenbahn und dem Internet (New Yorker). Die Investoren verloren kurzfristig Geld, schufen aber langfristige Werte (Stratechery). Schienen- und Glasfasernetze überdauerten den Hype und den Crash.

Welche Rolle OpenAI spielt

Be smart

Bianca Kastl seziert für Netzpolitik die Schattenseiten des KI-Enthusiasmus. Am Ende findet sie ein schönes Bild:

Im Umgang mit Technologie, Digitalisierung und vermeintlicher Innovation brauchen wir dabei nicht hinter den anderen aufgescheuchten Innovationsherdentieren ohne eigenen Plan hinterherzulaufen, sondern vielleicht ein besseres Wappentier: den Esel.

Esel werden oftmals als störrisch und stur wahrgenommen, weil sie nicht sofort auf Anweisungen hören. Dabei sind Esel Tiere mit hoher Intelligenz und hohem Bewusstsein. Auch wenn Esel und Pferde beides Fluchttiere sind, reagieren sie in Gefahrensituationen jeweils anders. Im Moment der Gefahr bleibt der Esel erst mal stehen und analysiert die Situation, er läuft nicht einfach wild weg oder hinterher.

Ein einfacher Esel hat damit mehr Bewusstsein als jede noch so komplexe und teure KI, die in der heutigen Form ohnehin nie Bewusstsein erreichen wird. Ein einfacher Esel hat damit mehr Bewusstsein als die geradezu schreckhaft reagierende Geschäfts- und Aktienhandelswelt, die wild der Gefahr von verpassten zweifelhaften Chancen hinterherläuft. Zu gegebener Zeit ist es besser, eher wie ein Esel zu sein und dementsprechend zu handeln.

Politics & Power



Attention Economy