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Krieg in sozialen Medien

Krieg in sozialen Medien

Es gibt Gut und Böse

At a time of plummeting trust in institutions, the collective force of these actions has been profound. There may be no greater depolarizing force on earth than a common enemy, and Russia’s murderous and erratic autocrat has given us one.

All of this is critical, I think, to understanding the moves platforms have made (and resisted making) over the past four days, and of the way the war has been received on those platforms. It is exceedingly rare to witness an event of such global importance in which the forces of good and evil are so clearly delineated. Everything we have seen on tech platforms so far is downstream of that.


Meta nimmt seine Verantwortung ernst


Der Krieg zeigt die Macht und Ohnmacht der Plattformen

Wenige Menschen kontrollieren die wichtigsten Kommunikationsplattformen der Welt. Eine Handvoll weißer Männer bestimmt, was im Netz gesagt werden darf. Plattformen sind mächtiger als viele Regierungen, Konzerne kontrollieren den Zugang zu Informationen und ziehen die Grenzen der Redefreiheit.


Social Media dienen zur Mobilisierung und Aufklärung

Mr. Zelensky’s actions and the tough resistance efforts from ordinary Ukrainian men and women — slowing down the Russian advance and volunteering to fight with automatic weapons — have also had an important impact on European opinion, European officials say, making it easier for their leaders to be bolder and to more freely accept refugees coming their way from Ukraine.

Militärisch ist Russland überlegen. Aber im kommunikativen Bereich agiert Selenskyi derart clever, dass er durch die Motivation seiner Leute, die Aufklärung russischer Bürger und die Druckausübung auf westliche Länder, seinen militärischen Nachteil bislang ein Stück weit ausgleichen kann. Selenskjy liefert ein Meisterstück der strategischen Kommunikation.


TikTok wird politisch – und gefährlich

"Wir wollen eine Entertainment-Plattform sein", diesen Satz sagte TikTok-Chef Tobias Henning ungefähr ein halbes Dutzend Mal, als wir im vergangenen Jahr mit ihm sprachen. "Drei Viertel unserer Nutzerinnen und Nutzer sagen, dass sie zu Tiktok kommen, um sich unterhalten zu lassen." Politik findet auf TikTok statt, aber sie wird dort bestenfalls geduldet und nicht gefördert. Man hat aus dem abschreckenden Beispiel gelernt, das Plattformen wie Facebook vorgelebt haben: Politische Inhalte machen in erster Linie Ärger, Comedy-Clips, Tanz-Videos und Koch-Tutorials sind pflegeleicht und lukrativ.


Der Krieg setzt sich im Netz fort

Cyber ist ein wichtiges taktisches Werkzeug, aber du benutzt es nur, wenn du es brauchst – und die Russen brauchen es in diesem Fall nicht, um erfolgreich zu sein. Sie nerven die Ukrainer damit einfach nur.

Was bisher passiert, ist nur ein Vorspiel zu einer massiven Eskalation. Die Russen dachten törichterweise, dass sie schnell mit sehr kleinen Einheiten angreifen könnten, die Ukrainer keinen Widerstand leisten und sich ergeben würden. Das hat sich bitter gerächt. Die Angreifer werden nun zur traditionellen Doktrin zurückkehren: mit schwerem Gerät und überlegener Feuerkraft reingehen. Das wird leider zu vielen zivilen Toten führen.


Be smart

Was gerade geschieht, fühlt sich surreal an. Ich (Simon) war die vergangene Woche auf einem Seminar und komplett offline. Als ich losfuhr, war die Welt noch so normal, wie sie während einer Pandemie sein kann. Als ich zurückkam, war Krieg.

Das überfordert nicht nur mich, sondern fast alle Menschen, die wir kennen. Deshalb empfehlen wir dir zum Abschluss einen Podcast von Isabell Prophet (die vor vielen Jahren auch Teil des Watchblog-Teams war), den sie so beschreibt:

Nachrichten und Social Media sind nicht gemacht, um euch zu informieren. Sie sind nicht gemacht, damit ihr ein gutes Leben führt. Nachrichten und Social Media sind Systeme, die sich selbst füttern und ihr füttert sie auch. Ich kenne mich berufsbedingt mit beidem extrem gut aus. Wie ihr so mit ihnen umgeht, dass ihr gut durch diese Zeit kommt, informiert bleibt, euch aber nicht niederdrücken lasst, erkläre ich in der neuen Folge RUSH HOUR.

Du kannst die 13-minütige Folge hören oder nachlesen. Isabell hat das Transkript online gestellt. Darin stecken viele spannende Gedanken zu gesundem Nachrichtenkonsum und dem Umgang mit Social Media:

Es braucht eine gewisse Disziplin, für einige Stunden die Finger von den Nachrichten zu lassen. Ich rate euch dringend, alle Push-Nachrichten zu deaktivieren. Und dann schafft euch News-Freie Zeitzonen. Das Gehirn braucht Leerlauf, um Informationen zu sortieren und Gefühle zu verarbeiten. Schaut ihr immer auf Social Media oder in die Nachrichten, wenn ihr kurz Zeit dazu habt, dann fühlt sich das zwar einfach an, es macht aber die Psyche kaputt. Weil das Gehirn keine Zeit mehr bekommt, zu verarbeiten. Es muss aber verarbeiten.


Header-Foto von Max Kukurudziak