Was ist

Mit einem halben Jahr Verspätung bringt Google den KI-Modus nach Deutschland. Die Funktion ergänzt die KI-generierten Zusammenfassungen und verwandelt die Websuche in einen Chatbot à la ChatGPT oder Gemini.

Warum das wichtig ist

Google ist der wichtigste Knotenpunkt des Internets. Millionen Webseiten sind auf Google-Traffic angewiesen, viele Medien und Unternehmen könnten ohne Google nicht überleben. Deshalb hat sich eine milliardenschwere SEO-Industrie formiert, die Seiten so baut, dass Google es mit Sichtbarkeit belohnt (The Verge).

Mit seinen Entscheidungen beeinflusst Google den Konsum, das Faktenwissen und die Weltanschauung von Milliarden Menschen. Bereits kleine Änderungen an den Suchalgorithmen können große Auswirkungen haben.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich Google ständig verändert. Als Google 2004 an die Börse ging, sagte Gründer Larry Page dem Playboy (Kottke):

Wir möchten, dass Sie zu Google kommen und schnell finden, was Sie suchen.

Heute hat Google nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun, das Page beschrieb. Statt Menschen weiterzuleiten, beantwortet Google viele Fragen selbst. Seit 2021 führt mehr als die Hälfte der Google-Suchen zu keinem weiteren Klick (SMWB).

Doch alle Snippets und Knowledge Panels sind nichts gegen die Veränderung, die KI für die Websuche bedeutet. Links waren nur eine Übergangslösung für Google. Das Ziel waren schon immer Antworten – genauer gesagt: die eine richtige Antwort. Vor fast zwei Jahrzehnten sagte der damalige Google-Chef Eric Schmidt (Washington Post):

Wir sollten in der Lage sein, Ihnen die richtige Antwort gleich beim ersten Mal zu geben. Wir müssten wissen, was Sie meinen. Sie sollten nach Informationen suchen können. Wir sollten es exakt richtig machen, es Ihnen in Ihrer Sprache liefern und uns niemals irren.

Diese Vision könnte bald Wirklichkeit werden – mit drastischen Konsequenzen für das gesamte Netz.

Was der KI-Modus ist

  • Die Funktion taucht als neuer Tab neben den gewohnten Kategorien wie „Bilder“ und „Videos“ auf. Sie ist optional und soll die normale Suche vorerst nicht ersetzen, sondern ergänzen.
  • Wenn man auf „KI-Modus“ klickt, wird Google zum Chatbot, der versucht, alle Fragen direkt zu beantworten. Bei einem Pressegespräch am Montag zeigte Googles Suchchefin Liz Reid die Funktionsweise an einem Beispiel aus ihrem Alltag. Sie war zum ersten Mal in Berlin und wollte wissen, was es mit den Ampeln auf sich hat.
  • „What is the Ampelmann?“, fragte sie Googles KI-Modus und erhielt eine ausführliche Antwort. Mehrere Absätze mit Bildern, Zwischenüberschriften und Bulletpoints erklären die Entstehungsgeschichte des ostdeutschen Ampelmännchens.
  • Darunter schlägt Google sofort mögliche Anschlussfragen vor: „Gibt es andere Städte mit einzigartigen Ampelsymbolen?“ oder „Welche kulturellen Auswirkungen hat die Ostalgie auf Deutschland?“
  • Den KI-Modus gibt es als AI Mode in den USA bereits seit März. In der EU konnte man ihn nur per VPN nutzen. Jetzt wird die Funktion schrittweise in Deutschland und rund 40 weiteren Ländern eingeführt. Sie taucht nicht sofort für alle Nutzerïnnen auf, der Rollout erstreckt sich über mehrere Tage oder Wochen.

Was den KI-Modus von AIO unterscheidet

Seit März platziert Google auch in Deutschland bei bestimmten Suchanfragen eine KI-generierte Zusammenfassung über den klassischen Suchergebnissen. Dieser „Überblick mit KI“ ist besser als AI Overviews (AIO) geläufig. Wir haben im Laufe des Jahres mehrfach darüber geschrieben:

AIO waren Googles erster Versuch, die Websuche mit generativer KI zu verbinden. Sie brachen bereits mit vielen von Googles früheren Prinzipien und verwandelten die Such- in eine Antwortmaschine.

Trotzdem blieb zumindest ein Kernbestandteil der Suche unverändert: Wer googelt, erhält neben Werbung und AIO nach wie vor zehn blaue Links.

Der KI-Modus ist der nächste Schritt. Links werden zur Nebensache, Quellen tauchen nur noch klein am Rand auf. Die klassischen Suchergebnisse verschwinden komplett. „Wir verbinden das Beste einer Suchmaschine mit dem Besten eines Chatbots“, sagt Reids Kollege Nick Fox, der bei Google das Team für Wissen und Information leitet.

Um die KI-Verwirrung komplett zu machen, gibt es auch noch Gemini. Der Chatbot ist genau wie ChatGPT eine eigenständige App und hängt nicht unmittelbar mit der Google-Suche zusammen. Dagegen lässt sich der KI-Modus nur aus der Suche heraus aufrufen und orientiert sich stärker an Aktualität und Faktentreue als Gemini. Im Hintergrund arbeiten aber dieselben Modelle, die unterschiedlich spezialisiert wurden.

Zusammengefasst:

  • AIO: KI-Zusammenfassungen
  • KI-Modus: gesprächsbasierte Suche
  • Gemini: Googles ChatGPT

Wie der KI-Modus funktioniert

  • Die Funktion basiert auf einer Technik namens Query Fan-Out. Dabei zerlegt das Sprachmodell jede Frage in mehrere Teilfragen.
  • „Wie viel kostet eine sechsmonatige Weltreise und wie plane ich die Route am besten?“ lässt sich nicht mit einer einzigen Quelle beantworten. Also sucht Googles KI gleichzeitig nach möglichen Reiserouten, günstigen Flügen, Visa-Bestimmungen, Lebenserhaltungskosten und nötigen Versicherungen.

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