Musk macht ernst: Die Finanzierung für die Twitter-Übernahme steht
Update, 25.4.2022 | 21:54
Es ist passiert: Elon Musk übernimmt Twitter für 44 Milliarden Dollar (Tagesschau). Das gab der US-Kurznachrichtendienst bekannt. Das war heute morgen in unserem Briefing noch nicht absehbar. Alles andere, was wir hier schreiben, hat weiterhin Bestand – und ist letztlich aktueller denn je.
Was war
In Ausgabe #790 schrieben wir:
Es ist Elon Musk, das Drama geht weiter. Natürlich. (…) Vermutlich passiert über Ostern eh wieder irgendwas Verrücktes, und wir müssen noch mal über Musk schreiben.
Was ist
Diese Vorhersage ist eingetroffen (zugegeben: Sie war nicht besonders gewagt). Musk möchte Twitter kaufen. Das ist nicht nur eine Absichtserklärung. Er hat sich das nötige Geld geliehen und setzt Twitter damit unter großen Druck. Nach anfänglichem Widerstand verhandelt der Verwaltungsrat nun mit Musk. Damit ist eine Übernahme wahrscheinlicher geworden.
Wir sortieren die Ereignisse, werden aber nicht jedes Details beleuchten. Denn wenn wir aus den vergangenen Wochen eines gelernt haben, dann dies: In dem Moment, in dem wir das Briefing verschicken, hat es sich Musk vermutlich schon wieder anders überlegt.
Wie Musk Twitter schockte
- Am Osterwochenende machte Musk ein Übernahmeangebot, das eine Schockwelle durch US-Medien und Silicon Valley sandte. Auch viele Twitter-Angestellte wurden von der Nachricht überrascht.
- Die meisten Journalistinnen und Experten waren davon ausgegangen, dass Musk nach seinem Doch-nicht-Einzug in den Verwaltungsrat alles erreicht habe, was er wollte: knapp zehn Prozent Anteile an seinem Lieblingsspielzeug, keine vertraglichen Verpflichtungen und volle Freiheit zum Trollen.
- (Die paar zusätzlichen Milliarden Dollar Aktienvermögen, die Musk dank des gestiegenen Börsenkurses und seiner verspäteten Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC generierte, nimmt er vermutlich auch gern mit.)
- Doch auch sein Angebot nahmen noch nicht alle für voll. Allein der Preis, schon wieder so ein Musk-Move: 54,20 Dollar pro Aktie. 420 steht in den USA für den 20. April (4/20) und ist ein Codewort fürs Kiffen.
- (2018 verkündete Musk, Tesla-Anteile für einen Wert von 420 Dollar pro Aktie zurückzukaufen und das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung sei gesichert. Das war Unsinn, zeigt aber, welchen Humor Musk pflegt.)
- Wichtiger als präpubertäre Witze mit milliardenschweren Konsequenzen: Musk bietet gerade mal 20 Prozent mehr als den aktuellen Kurs. Das ist ein verhältnismäßig geringer Aufschlag für ein feindliches Übernahmeangebot (also ohne Zustimmung des Aufsichtsrats), oft liegen sie 30 bis 50 Prozent über dem Börsenkurs.
- Schon wieder falsch gedacht: Musk meint es offenbar richtig ernst. Im Laufe der vergangenen Woche arbeitete er zusammen mit der Investmentbank Morgan Stanley an der Finanzierung. Denn selbst der reichste Mensch der Welt mit seinem Vermögen von rund 280 Milliarden Dollar kann die nötigen 43 Milliarden nicht einfach überweisen.
- Das meiste Geld liegt nicht auf Konten, sondern ist in Aktien gebunden. Er hält etwa ein Fünftel von Tesla, das macht den Großteil seines Privatvermögens aus. Diese Anteile kann er nicht von heute auf morgen verkaufen, zudem ist ein Teil davon bereits für andere Kredite beliehen (Washington Post).
- Am Donnerstag teilte Musk der Börsenaufsicht mit: Die Finanzierung steht. 21 Milliarden Dollar zahlt er selbst, außerdem will er 13 Milliarden Schulden aufnehmen und seine Tesla-Aktien mit 12,5 Milliarden beleihen.
Wie Twitter reagierte
- Ein Angebot ist noch kein Kauf. Twitter ist nicht gezwungen, auf Musks Bedingungen einzugehen. Und zunächst sah es so aus, als widersetze sich der Verwaltungsrat.
- Das Gremium aktivierte eine sogenannte Poison Pill (Bloomberg). Konkret bedeutet das: Sobald Musk mehr als 15 Prozent von Twitter erwirbt, können andere Aktionärïnnen Anteile zum halben Preis kaufen. Für 210 Dollar erhalten sie Aktien im Wert von 420 Dollar (zumindest mit seinen Weed-Jokes scheint Musk schon nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben).
- Das erschwert es Musk, Twitter komplett zu übernehmen. Er müsste viele Aktionärïnnen überzeugen, ihm ihre Anteile zu verkaufen, statt zu einem vergünstigten Preis weitere Aktien zu erwerben, die dann wiederum Musks Anteile entwerten.
- Doch am späten Sonntagabend kam die nächste Volte: Das Wall Street Journal berichtete und Berufung auf anonyme Quellen, dass der Verwaltungsrat mit Musk über eine Übernahme verhandle. Kurz darauf zog Bloomberg nach und schrieb:
Twitter was generally more open to discussing a deal than it had previously been, the person said, asking not to be identified discussing private information.
- Am Montag folgte mit der New York Times das dritte Medium. Demnach haben Musk und Twitter bis in die Morgenstunden verhandelt und hätte sich angenähert:
Twitter is nearing a deal to sell itself to Elon Musk, two people with knowledge of the situation said, a move that would unite the world’s richest man with the influential social networking service.
- Alle drei Medien betonen aber: Noch habe man sich nicht geeinigt, die Verhandlungen könnten jederzeit scheitern.
- Wir haben es aufgegeben, irgendeine Entscheidung von Musk vorherzusagen. Nur er selbst weiß, was er will – und selbst das scheint sich gerade von Tag zu Tag zu ändern.
Was Musk mit Twitter vorhat
- In seiner kurzen Nachricht an den Verwaltungsrat (SEC) schreibt Musk:
I invested in Twitter as I believe in its potential to be the platform for free speech around the globe, and I believe free speech is a societal imperative for a functioning democracy. However, since making my investment I now realize the company will neither thrive nor serve this societal imperative in its current form. Twitter needs to be transformed as a private company.
- Musk möchte Twitter also von der Börse nehmen und in eine Plattform verwandeln, auf der alle Menschen fast alles sagen können, was sie wollen, ohne dass Inhalte moderiert werden.
- Bei seinen Pitches für Banken und mögliche Geldgeber soll er Ideen vorgestellt haben, wie er Twitter in ein profitables Unternehmen verwandeln möchte. Öffentlich sind bislang keine Details bekannt.
Warum Musks Pläne gefährlich sind
- Fangen wir mit dem Positiven an: Es könnte eine gute Idee sein, Twitter zu privatisieren. Die Plattform ist wichtig für die öffentliche Meinungsbildung, hat enormen politischen und kulturellen Einfluss und dementsprechend großes Potenzial. Twitter fristet aber seit Jahren ein Nischendasein (jedenfalls im Vergleich zu Facebook, Instagram oder TikTok).
- Das Werbemodell funktioniert mehr schlecht als recht. Womöglich wäre Twitter mit einem anderen Geschäftsmodell besser bedient, wie es Ben Thompson hier ausführlich darlegt (Stratechery). Er schlägt vor, Twitter in zwei unabhängige Firmen zu splitten: eine für das Kernprodukt und den Social Graph, die andere für Twitters Apps und das Werbegeschäft.
- Solche grundlegenden Umbauten sind bei einem börsennotierten Unternehmen aber schwierig. Investorinnen und Aktionäre interessieren sich meist für kurzfristige Rendite und schrecken vor radikalen Veränderungen mit ungewissem Ausgang zurück.
- Das Problem: Musk geht es um etwas ganz anderes. Die Privatisierung soll vor allem dazu dienen, Twitter nach seinen Vorlieben zu gestaltet – und die sind naiv bis hanebüchen.
- Musk ist der Ansicht, dass alles, was dazu führt, dass er seine Ansichten nicht auf jeder Bühne der Weltöffentlichkeit mitteilen darf, eine illegale Einschränkung der Redefreiheit bedeutet. Deshalb will er die Moderation von Inhalten auf ein Minimum beschränken.
- Selbsterklärte Free-Speech-Plattformen wie Gab, Parler, Gettr (SZ) oder der Trump-Flop Truth Social (The Guardian) zeigen, wohin das führt: Grenzenlose Redefreiheit endet fast immer in grenzenlosem Hass.
- Wir haben es satt, uns an Elons Musk abzuarbeiten, zumal wir in ein paar Tagen vermutlich ohnehin wieder über ihn schreiben. Deshalb überlassen wir an dieser Stelle anderen das Wort, die erklären, warum Musk mit seiner antiquierten Interpretation von Meinungsfreiheit und Content-Moderation der denkbar ungeeignetste Eigentümer von Twitter wäre.
- Mike Masnick (Techdirt):
It’s worth watching, though mostly for how it shows how very, very little Musk understands about all of this. Indeed, what struck me about his views is how much they sound like what the techies who originally created social media said in the early days. And here’s the important bit: all of them eventually learned that their simplistic belief in how things should work does not work in reality and have spent the past few decades trying to iterate. And Musk ignores all of that while (somewhat hilariously) suggesting that all of those things can be figured out eventually, despite all of the hard work many, many overworked and underpaid people have been doing figuring exactly that out, only to be told by Musk he’s sure they’re doing it wrong.
- Scott Rosenberg (Axios):
Musk's dream is that you can somehow avoid the mess that modern-day platform content moderation has become by following some common-sense rules and erring on the side of freedom when the calls get tough. But at the scale of a global platform like Twitter, users will always be throwing out edge cases, novelties and unpredictable challenges. "Common sense" can never keep up.
- Dana Hull, Sarah Frier und Maxwell Adler (Bloomberg):
If Elon Musk is able to take over Twitter Inc., his biggest promise is to transform it into a platform for free speech with few restrictions — something he calls "essential to a functioning democracy." But Musk, who is famously sensitive to criticism, has a mixed record on championing the cause.
- Kyle Chayka (New Yorker):
A Musk-run Twitter is unlikely to be any more functional than it is now. Earlier, on April 19th, Musk tweeted, "A social media platform’s policies are good if the most extreme 10% on left and right are equally unhappy." Rather than general well-being, that’s an equation for further radicalization and outrage, with those of us in the middle eighty per cent stuck trying to go about our online lives as best we can.
- Whizy Kim (Vox):
In other words, the problem seems to be that Musk can’t or won’t recognize how much freedom and power to speak he actually has. Anyone with internet access can tweet, but what sets billionaires like Musk apart is that they can use their money to have a greater say in who wins elections, what kinds of laws are passed, or even how we should deal with a pandemic. And when you’re a public figure with millions of Twitter followers, even a simple reply to a critic can send a torrent of harassment their way.
- Robert Reicht (The Guardian):
Musk has never believed that power comes with responsibility. He’s been unperturbed when his tweets cause real suffering. During his long and storied history with Twitter he has threatened journalists and tweeted reckless things.
- Jacob van de Kerkhof (Verfassungsblog):
The desirability of letting one man decide the speech codes for a public forum with nearly half a billion users is certainly questionable. In an acquisition process such as this one, this raises the question whether fundamental rights concerns should be factored in, and how. Social media platforms have an enormous impact on how we express ourselves nowadays. Putting all that power into the hands of one person raises serious concerns, which warrant a deeper look than simply weighing the risk of economic power abuse.
Be smart
Wenn Mark Zuckerberg will, kann er bei Meta jede Entscheidung allein treffen. Seine Aktien geben ihm fast uneingeschränkte Macht. Mit vielen Dingen, die Zuckerberg sagt und tut, stimmen wir nicht überein, aber es hätte deutlich schlimmer kommen können – zum Beispiel in Gestalt von Elon Musk.
Die drohende Übernahme verdeutlicht abermals, warum es so problematisch ist, dass die globale Kommunikationsinfrastruktur in der Hand weniger Männer liegt. Was sie entscheiden, betrifft Hunderte Millionen Menschen, aber es gibt keine Kontrolle, und sie müssen sich für ihre Fehler nicht verantworten.
Bislang war das meist ein theoretisches Argument, jetzt wird es plötzlich real. Niemand sollte so viel Macht haben – erst recht nicht Elon Musk.
Social Media & Politik
- Der Digital Services Act ist da: Eineinhalb Jahre hat es gedauert, jetzt hat Ursula von der Leyen das wichtigste digitalpolitische Vorhaben in trockenen Tüchern (Tagesschau). Der Digital Service Act der EU schafft weitreichende Regeln für Plattformen wie Amazon, Google und Facebook – etwa werden die Unternehmen dadurch verpflichtet, künftig schneller gegen Hetze, Desinformation und gefälschte Produkte vorzugehen. Wir haben uns das volle Regelwerk übers Wochenende noch nicht anschauen können. Auch hätte es heute neben unserem Deep Dive zu Twitter und Musk den Rahmen gesprengt. Daher verweisen wir vorerst auf folgende Texte:
- Das ist noch kein Plattformgrundgesetz (netzpolitik)
- Das steht im neuen „Grundgesetz für das Internet“ (alexandrageese)
- So will die EU das Internet reparieren (Zeit Online)
- The Digital Services Act: How is Europe Planning to Regulate Tech? (Techpolicy)
- Big Tech firms set to face tough EU content rules (Politico Pro)
- Obama fordert schärfere Regeln für Social-Media-Plattformen: Bei einer Veranstaltung der Obama-Foundation hat sich der ehemalige US-Präsident besorgt über die negativen Auswirkungen von Social Media auf Politik und Gesellschaft gezeigt. Hier der Link zum YouTube-Video, hier der Link zum Manuskript.
People like Putin and Steve Bannon, for that matter, understand it’s not necessary for people to believe this information in order to weaken democratic institutions. You just have to flood a country’s public square with enough raw sewage. You just have to raise enough questions, spread enough dirt, plant enough conspiracy theorizing that citizens no longer know what to believe.
- Schaden soziale Medien der Demokratie? Auch wir kommen dieser Tage natürlich nicht am Essay von Jonathan Haidt (The Atlantic) vorbei, der nicht nur in unserer Bubble tausendfach empfohlen wurde. Die Überschrift ist etwas schräg (Why The Past 10 Years Of American Life Have Been Uniquely Stupid), der Text selbst aber wirklich lesenswert.
- Stand der Wissenschaft zum Thema: Wer stärker in das Thema eintauchen möchte, dem empfohlen wir dieses Google-Doc – darin finden sich hunderte Links zu (wissenschaftlichen) Artikeln und Studien, die sich mit der Frage befassen, ob soziale Medien der Demokratie schaden.
- Facebook Files für alle: Übrigens lassen sich jetzt die Facebook Files frei einsehen. Wer sich gern noch einmal selbst ein Bild von den Unterlagen machen möchte, die Meta einige der turbulentesten Monate in der Unternehmensgeschichte einbrachten, kann sich nun bei Gizmodo austoben. Allen anderen sei unser Briefing #752 ans Herz gelegt – darin fassen wir alles zusammen, was man über die Facebook Files wissen muss.
Follow the money
- TikTok Interactive Ads: TikTok bietet jetzt mehr Optionen für interaktive Anzeigen (TikTok Business). Dabei unterscheidet das Unternehmen zwischen Standard- und Premium-Formaten. Wer zum Beispiel einfach mehr Engagement erreichen möchte, kann Umfrage-Sticker verwenden. Wer auf Brand Awareness oder Community Building abzielt, kann zum Beispiel das neue Pop-out-Showcase-Feature nutzen. Damit lassen sich bestimmte Produkte wie bei einem Pop-up im Web gesondert darstellen. Nun ja. Pop-ups waren ja eigentlich noch nie sonderlich pop-ulär. Lol.
Video / Audio Boom
- Too many TikToks? Das Billboard-Magazin überrascht diese Woche mit einer spannende These: Ist TikTok mittlerweile einfach zu groß geworden, um den anfänglichen Hype um Stars wie Charlie D’Amelio und Co zu reproduzieren? Waren es am Anfang noch einige wenige Creator, die einen Großteil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten (Wer hatte keine Tanz-Videos von Charlie im Feed?), wird die „Shared Experience“ auf TikTok immer kleiner, immer fragmentierter. Bei einer Plattform, die innerhalb von drei Jahren von 270 Millionen monatlich aktiven Nutzerïnnen auf mittlerweile 1 Milliarde gewachsen ist, darf das eigentlich nicht verwundern. Die schiere Größe nimmt der Plattform natürlich einiges an Charme.
- Spotify goes Video-Podcasts: Getestet wurde schon länger, jetzt macht Spotify ernst: Das schwedische Unternehmen führt in den USA, Kanada, Neuseeland, Australien und Großbritannien Video-Podcasts ein. Podcaster können somit künftig zusätzlich zum Audio auch Video anbieten (Newsroom Spotify).
- Meta hingegen zeigt zunehmend weniger Ambitionen in Sachen Audio und Podcasting. Wie Bloomberg berichtet, möchte sich das Unternehmen voll und ganz auf das Thema (Kurz-) Video und das Metaverse konzentrieren. Audio wird hier und da eine Rolle spielen, eigene Podcast-Ambitionen wurden aber dem Bericht zufolge erst einmal auf Eis gelegt.
Creator Economy
- Snapchat testet Ads bei Spotlight: Snap-Boss Evan Spiegel möchte schon sehr bald Werbung bei Snapchats TikTok-Klon Spotlight (Techcrunch) sehen. Also, ob er sie dort sehen möchte, sei mal dahingestellt. Aber er möchte gern Spotlight als Vehikel nutzen, um den Umsatz zu erhöhen. Das ist insofern interessant, weil es in der Natur der Sache liegt, dass Werbung bei Kurz-Videos nur eher so halbgut funktioniert. Klar, zwischen den einzelnen Videos kann Werbung geschaltet werden. Innerhalb eines Kurz-Videos allerdings nicht. Niemand möchte während eines 15-sekündigen Videos auch noch eine Werbung sehen. Das wiederum führt aber zu der Frage, inwiefern Creator dann an den Umsätzen, die im Umfeld der Kurz-Videos erzielt werden, beteiligt werden können. Bei YouTube kriegen Creator einen ordentlichen Cut an den erzielten Umsätzen (immerhin 55 Prozent). Bei TikTok werden Creator gar nicht an den Umsätzen beteiligt. Ein Grund: Die Unternehmen wissen bislang nicht, wie sie die Erlöse aufteilen sollen – kriegt der Creator vor der Werbung Geld? Oder der nach der Werbung? Beide anteilig? Mal schauen, wie Snapchat das Thema angeht.
- Werbung bei Reels: Auch Instagram denkt darüber nach, wie Werbung im Umfeld von Instagram Reels funktionieren kann, respektive Creator an den dort erzielten Umsätzen beteiligt werden könnten. Derzeit testet (@alex193a) das Unternehmen eine Art Programm, für das sich Creator eintragen können, damit mehr oder weniger automatisiert Anzeigen in ihren Reels untergebracht werden. Werbetreibende Unternehmen könnten sich dann anschauen, welches Reel ihnen gefällt und entsprechende Anzeigen platzieren.
- 200 Million Creators: Das Link-in-Bio-Unternehmen Linktr.ee hat einen Report zur Creator Economy veröffentlicht. Die Publikation strotzt nur so vor Superlativen. Angeblich gibt es da draußen 200 Millionen Creator und 500 Millionen Menschen, die die Passion / Creator Economy nutzen. Hui, was für Zahlen! Ganz uneigennützig ist der publizierte Bericht sicherlich nicht: Linktr.ee versucht sich als die Schnittstelle in der Creator Economy zu etablieren. Je größer der Markt, desto wichtiger das Unternehmen… Well, behalten wir das mal im Hinterkopf, bevor wir solche Zahlen in unserer nächsten Canva-Präsentation nutzen.
- MrBeast auf dem Cover von Rolling Stone: Wo wir gerade bei Superlativen sind: MrBeast spielt definitiv in seiner ganz eigene Liga. Der YouTube-Superstar (60 Vollzeit-Mitarbeiter, 1600 Franchise-Nehmer seiner Restaurant-Marke, 54 Millionen Dollar Umsatz) lässt sich nicht nur seine YouTube-Thumbnails jeweils 10000 Dollar kosten. Nein, er ist auch der erste Creator, der es auf das Cover von Rolling Stone geschafft hat (Rolling Stone). Ein historischer Moment: Die alte und die neue Welt sind nun endgültig miteinander verschmolzen.
Schon einmal im Briefing davon gehört
- Snapchat wächst ordentlich: Satte 18 Prozent Wachstum (Snap Investor Relations) verzeichnet Snapchat im Jahresvergleich mit Blick auf täglich aktive Nutzerïnnen. Insgesamt kommt das Unternehmen auf 332 Millionen DAU (daily active user). Zum Vergleich: Twitter kommt lediglich auf 217 Millionen. Insbesondere in der Altersgruppe 13 bis 24 Jahre ist Snapchat das Tool der Wahl, um mit Freunden und Bekannten zu kommunizieren. In den USA, Großbritannien und auch in Holland liegt die Durchdringung in dieser Altersgruppe bei 90 Prozent.
Aus der Praxis
- Community Playbook: Wer eine Gruppe bei Facebook betreut, weiß wie viel Arbeit es sein kann, alle bei Laune zu halten, respektive dafür zu sorgen, dass sich alle wohl fühlen., alle gehört werden. Um Menschen den Einstieg ins Community-Management zu erleichtern, hat Meta ein Community-Playbook veröffentlicht. Die 39 Seiten sind in erster Linie für Facebook-Gruppen-Admins gedacht. Am Ende ähneln sich aber die Herausforderungen und daher ist das Playbook aus unserer Sicht für alle interessant, die mit Community-Management zu tun haben. Hier geht es zum Artikel (Meta for Business), hier der Direktlink zum PDF.
Neue Features bei den Plattformen
- Mehr originäre Inhalte: Instagram ändert seinen Algorithmus. Künftig sollen "originäre" Inhalte mehr Sichtbarkeit erhalten (@mosseri). Oder anders ausgedrückt: Instagram hat einfach wirklich endgültig keinen Bock mehr, dass Leute andauernd ihre TikToks bei Reels hochladen. Wir werden uns dem Umbau von Instagram zur Video-Plattform in den kommenden Wochen noch einmal ausführlicher widmen. Heute schon einmal der Verweis auf diesen Artikel der New York Times: Food Businesses Lose Faith in Instagram After Algorithm Changes
- Mehr Tagging für alle: Insta-Boss Mosseri hat noch zwei weitere Neuerungen (@mosseri) im Gepäck gehabt: Zum einen können jetzt alle Userïnnen Product-Tags nutzen. Zum anderen werden die Profile-Tags um Kategorien erweitert.
- Templates: Instagram testet derzeit die Einführung von Templates (Techcrunch). Die Idee: Noch einfacher die Ideen von anderen übernehmen. Hihi. Wir kennen bereits ein ähnliches Feature von TikTok. (Also bastelt Instagram gerade an einem Feature, das es erleichtert, die Ideen von Dritten zu übernehmen, dessen grundlegende Funktion auf eine Idee von TikTok zurückgeht? Aaaaaah! Inception!!)
- Pinned Posts: Es sieht ganz danach aus, als könnte Instagram schon sehr bald Pinned Posts einführen (@salmanmemon7). Wir verstehen gar nicht, was man da so lange testen kann. Haut doch einfach mal raus das Feature!
- Weg mit dem Recent-Tab bei Hashtags: Ok, erst führt Instagram die Option wieder ein, einen chronologischen Feed nutzen zu können. Jetzt lässt Instagram auf den Hashtag-Seiten testweise das Recent-Tab verschwinden (@InstagramComms). Verstehe das, wer will.
TikTok
- Kommentare downvoten: TikTok testet derzeit die Option, dass Nutzerïnnen einzelne Kommentare downvoten können (TikTok Newsroom). Quasi eine Art eingeschränkter Dislike-Button. Mal sehen, wo das hinführt.
Erst gab es ein dickes Update in Sachen Sprachnachrichten (Briefing #788) – jetzt rücken Communities in den Fokus bei WhatsApp. Hier alle Ankündigungen en detail (Facebook Newsroom) – bei uns im kompakten Überblick:
- Mehr als 256 Kontakte ansprechen: Community-Admins soll es künftig möglich sein, mehr als 256 Kontakte gleichzeitig zu kontaktieren. Laut WhatsApp soll sich das Community-Feature überall dort etablieren, wo WhatsApp eh bereits für interne Kommunikation genutzt wird – denken wir etwa an den Schuldirektor, der alle Eltern anschreiben möchte.
- Mehr Reactions: 👍❤️😂😮😢🙏
- Admin Delete: Administratoren können künftig problematische Inhalte von allen Chats löschen.
- File Sharing: Daten mit einer Größe von bis zu 2 Gigabyte können nun bei WhatsApp im Chat hochgeladen werden.
- Telefonate mit bis zu 32 Personen werden künftig ebenfalls möglich sein.
- Cover-Fotos für Business-Accounts: Zudem arbeitet WhatsApp an der Option, Cover-Fotos für Business-Accounts einzuführen. (wabetainfo)
- Subscription-Modelle für Business-Accounts: Auch denkt WhatsApp über die Einführung von Bezahlmodellen (wabetainfo) nach. Etwa um die Option anzubieten, zehn statt nur vier Geräte nutzen zu können.
YouTube
- Schaufenster für Shorts: YouTubes TikTok-Herausforderer Shorts soll mehr Sichtbarkeit erhalten. Dafür werden die Kurz-Videos jetzt in ein gesondertes Schaufenster bei YouTube gehoben (Creator Insider).
- Sag es mit einem Song: Wer Facebook nutzt, kann künftig mit einem Song kommentieren (Social Media Today).
- Status Update: „Bin im Fitnessstudio“ war schon immer eine Lüge. Das wird nicht besser, wenn man das künftig bei Twitter als Status hinterlegen kann. Genau daran arbeitet das Unternehmen unter dem Codenamen Vibe (@wongmjane).
- Untertitel: Twitter testet einen CC-Button, um Untertitel an- und auszuschalten (@TwitterSupport).
- Edit Button kommt vermutlich mit Versions-Historie: Noch ist der Edit-Button nicht da. Wenn er kommt, dann aber wahrscheinlich mit einer öffentlich einsehbaren Versions-Historie (@wongmjane).
Clubhouse
- Gaming Feature: Um das Eis zu brechen, können Userïnnen jetzt bei Clubhouse erst einmal ein Spiel spielen… (Techcrunch)
- Dark Mode: Japp, Clubhouse bekommt einen Dark Mode. Kann dann der Letzte das Licht ausmachen.
- Gesucht, gefunden: Wow! Reddit ist jetzt komplett durchsuchbar (Reddit)! Das ist echt mal cool.
Telegram
- Frei wählbare Sound-Alerts: Bei Telegram können Nutzerïnnen jetzt Alerts individualisieren (@telegram). Wir hätten da mal eine Idee für alles aus der Ecke Hildmann und Co.
Header-Foto von Jenny Ueberberg