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Mensch statt Algorithmus, CSU blamabel auf YouTube, Instagrams neuer Messenger Threads

Salut und herzlich Willkommen zur 575. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Da wir letzte Woche ausgefallen sind, gibt es heute die geballte Ladung. Eigentlich ist das Briefing genau so lang wie sonst auch, aber irgendwie wirkt es proppevoll. Wir wünschen jedenfalls eine angenehme Lektüre und bedanken uns für das erste Jahr Paywall – ohne Dich wäre das hier alles nicht möglich! Herzliche Grüße, Martin & Team

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Humans are back

Was ist: Nachdem über Jahre hinweg einzig und allein Algorithmen für die Verteilung von Inhalten genutzt wurden, scheint es nun bei vielen Tech-Unternehmen ein Umdenken zu geben: von Spotify über LinkedIn bis zu Apple News und Facebook sind (künftig) auch wieder Menschen am Werk:

So now some of the very platforms that managed to scale massively by relying on the cheap labor of algorithms to sort and recommend content are slowly introducing an antidote to the “car crash” status quo: humans.

Warum ist das interessant?

Ja, aber handelt es sich bei den Unternehmen dann nicht um Medienunternehmen? Und müsstet sie dann nicht auch für die Inhalte haften, die auf ihren Plattformen die Runde machen? Nun, Section 230 des Communications Decency Act befreit die Tech-Plattformen davon, für Inhalte zu haften. Zwar sind sie verpflichtet, auf Hinweise zu reagieren. Sie müssen jedoch nicht selbst proaktiv tätig werden. Somit können sie weiterhin so tun als seien sie neutrale Technologie-Plattformen. Allerdings wird dieses Privileg derzeit auch in den USA zunehmend stärker hinterfragt.

Übrigens: Einer neuen MIT-Studie zufolge können Algorithmen zwar besser vorhersagen, welche Story vom Leser geklickt wird. Allerdings können sie nicht vorhersagen, für welche Story die Leser wiederkommen werden und sie sorgen auch nicht dafür, dass der Leser einen guten Mix an Nachrichten serviert bekommt. Tja, wicked, wicked. Redakteur und Maschine müssen halt lernen, miteinander zu arbeiten. Kommen wir stolzen Wesen nicht drum herum.

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CSU blamabel auf YouTube

Was ist: Die CSU im Bundestag hat ein Video auf YouTube lanciert, das anscheinend den Auftakt zu einer neuen Kommunikationsoffensive bilden soll: #CSYOU – Episode 1. Ob ein zweiter Teil jemals erscheinen wird, scheint bei mehr als 85.000 Downvotes und der heftigen Kritik mehr als fraglich.

Worum geht es genau?

Aber hey: Die CDU sucht bereits einen Video-Kollegen (Kress). Vielleicht machen die es ja dann besser. Würde es mir wünschen. Denn mit Häme und Spott lässt sich nichts gewinnen – weder vor noch hinter dem Screen.

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Alles fake oder was?

Instagram Influencer: Total bescheuert, aber es gibt anscheinend Apps, mit denen sich nicht nur Falten glattziehen lassen, sondern auch Wolken am Himmel verschönern lassen. Eine Influencerin ist damit jetzt aufgeflogen. Sie selbst pellt sich darauf aber ein Ei. (BuzzFeed News)

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Die lieben Daten

Wie Facebook dich ausliefern kann: Die folgende Story ist ein Paradebeispiel dafür, wie man Systeme hacken kann: Man schalte eine Facebook-Anzeige für ein Gewinnspiel – etwa für kostenfreie Pizza. Alles, was der Nutzer dafür tun muss: auf die Anzeige klicken und die Email-Adresse hinterlegen. Soweit so normal. Das Perfide an dem Gewinnspiel: eigentlich ging es nur darum, Menschen ausfindig zu machen, die nicht dem gesellschaftlich erwünschten Bild entsprechen (etwa aufgrund ihrer Homosexualität). Ermöglicht wird das über das zielgenaue Tracking bei Facebook. So kommt eine autokratische Regierung zwar nicht an die Facebook-Daten per se, kann aber sehr wohl über einen Umweg trotzdem entsprechende Personengruppen ausfindig machen. Urggs. (newscientist)

Wenn deine DNA beim FBI landet: Es gibt diverse Firmen auf diesem schönen, schützenswerten Planeten, die sich darauf spezialisiert haben, die DNA ihrer Kunden auf deren Wunsch hin zu analysieren – auf Verwandtschaft, Krankheit, Potential, you name it. In den USA hat nun offenbar eine dieser Firma mit dem FBI gemeinsame Sache gemacht – Halleluja. Es leben die ToS. (WSJ)

Warum Foursquare auf einmal richtiges Geld verdient: Location-basierte Apps waren vor vielen Jahren einmal der heiße Shice! Eine Zeitlang dachte jeder, dass es in Zukunft absolut üblich sein würde, sich überall immer zunächst erst einmal einzuloggen – im Park, im Parkhaus, bei der Lieblingsbar. Für Coupons und für Fame. Doch so recht zündete das alles dann doch noch nicht und irgendwann kamen dann auch noch Datenschutzbedenken hinzu. Foursquare drohte in der langen Liste der gescheiterten Social-Media-Startups mit aufgenommen zu werden. Erst als Foursquare kapierte, dass sie sich aufs B2B-Geschäft verständigen sollten, fingen sie an Millionen zu schaufeln. Der New York Intelligencer hat die lesenswerte Story aufgeschrieben: „Ten Years On, Foursquare Is Now Checking In to You Even the company is still trying to figure out whether that’s “cool or creepy.”

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Studien & Academia

Facebook & Researcher: Eigentlich sollten Wissenschaftler ja fortan viel besser bei Facebook forschen dürfen. Allerdings findet Facebook bislang keine Wege, um den Forschern die erforderlichen Daten adäquat zugänglich zu machen (BuzzFeed News). Mit Blick auf Cambridge Analytica mag das durchaus gerechtfertigt sein – aber gar nicht vom Fleck zu kommen, ist auch keine Option. Die Forscher jedenfalls drohen mit Rückzug.

Überwachte Städte: Comparitech hat die am meisten überwachten Städte der Welt recherchiert: Auf Platz 1 landet die chinesische Metropole Chongqing. Überhaupt befinden sich 8 der 10 am meisten überwachten Städte in China. Zu meiner Überraschung befindet sich Berlin allerdings auch unter den Top 20. Die Datengrundlage für die Berechnung: Kameras pro Tausend Einwohner.

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Schon einmal im Briefing davon gehört

Teens meiden WeChat: Es sieht ganz so aus, als würde WeChat dasselbe Schicksal widerfahren wie Facebook – zwar haben Teens und junge Erwachsene noch ihre Accounts bei der Plattform, die Zeit wird aber einem Bericht von Abacus zufolge vorwiegend mit anderen Apps verbracht – etwa Douyin (der Festland-China-Version von TikTok) und QQ.

Mehr und mehr Promis machen jetzt Vlogs: Vlogs sind halt doch nicht nur dafür da, bekannt zu werden, sondern auch für alle jene interessant, die bereits seit Jahrzehnten bekannt sind und nun gern auch in der Welt der heutigen Teens vorkommen möchten – Hallo Jennifer Lopez, Will Smith, Naomi Campbell. I'm a Celebrity… Get Me on YouTube! (VICE)

Instagram bastelt an Threadseinem neuen Messenger (The Verge), der als Companion-App für Instagram gedacht ist und ein weiterer Angriff aus dem Hause Facebook auf Konkurrent Snapchat ist. Ob die App wirklich jemals released wird, ist nicht geklärt. Dass Facebook aber weiterhin nichts unversucht lässt, Snapchat Features zu klauen, für die seine Nutzer es lieben, darf hingegen als geklärt betrachtet werden. Hell yes.

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Inspiration

Slam Magazine: Ziemlich smart und so auch noch nirgends anders gesehen: In den USA hat das Magazin Slam Dunk (seit 25 Jahren am Markt) zum zweiten Mal das Basketball-Event „Slam Summer Classic“ auf die Beine gestellt. Bei dem Event treten Profi-Basketballer in einem Allstar-Spiel gegeneinander an und battlen sich in allerlei anderen Disziplinen. Ein wahres Spektakel für echte Fans. Doch der eigentliche Clou besteht darin, dass das Magazin das Event nutzt, um für das ganze Jahr Social-Media-Futter zu produzieren (Digiday). Das Event wurde quasi extra dafür konzipiert, Content zu produzieren, der für Monate halt- und verwertbar bleibt. Wer so etwas mit mir zusammen für Fußball auf die Beine stellen möchte, möge sich bitte melden! Seppel?

Musikvideo auf Insta: Mark Ronson hat auf Spotify mehr als 23 Millionen monatliche Hörer und auf Instagram mehr als 800k Follower – der Mann ist also eine echte Instanz im Musik- und Social-Media-Geschäft. Keine ganz schlechte Idee also, das Musikvideo zum neuen Track direkt auf Instagram in einer Story auszuspielen (Fast Company) – und zwar nicht nur ein bissl, sondern in voller Pracht. Inkusive all der Insta-Effekte, die du und ich auch nutzen könnten – hach, das ist alles so relatable 🙂 Auf YouTube kann man das Video jedenfalls noch einmal „nacherleben“.

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Neues von den Plattformen

Facebook

YouTube

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Tipps, Tricks und Apps

Tools für die perfekte Insta-Story: Wir sind kein Marketing-Blog. Wir sind kein Marketing-Blog. Wir sind kein Marketing-Blog. Wir sind kein Marketing-Blog. Aber das hier ist wirklich eine praktische Übersicht mit netten Werkzeugen, um auf Instagram Stories zu basteln. (Online Marketing)

Unlinking: Just to let you know: Wenn du dein Instagram-Account von deinem Facebook-Account lösen willst, reicht es nicht, ein Häkchen zu setzen: On Instagram, 'Unlink Account' Won't Unlink You From Facebook (WIRED)

Social-Media-Tool-Comparison: Wann immer ich bei einem Unternehmen zum Thema Social Media spreche, kommt am Ende die Frage auf, welches denn nun eigentlich das beste Tool ist, um Social-Media-Inhalte zu timen, auszuspielen, zu messen, etc. Künftig kann ich einfach auf dieses Vergleichstool verweisen: socialmediatoolscomparison.com. Sehr, sehr gut 🙂

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One last thing

It’s free and always will be – so lautete die längste Zeit die Unterzeile auf Facebooks Singup-Seite. Seit ein paar Wochen steht dort nur noch: „It’s free and anyone can join“, bzw. „Es geht schnell und einfach“. Mmmmmh, bereitet da jemand doch eine Bezahlversion vor? Oder ist Facebook endlich zur Einsicht gekommen, dass die Behauptung, der Service sei kostenlos, nicht länger haltbar ist?

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Header-Foto von lwzee bei Unsplash