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12 Min. Lesezeit Twitter/X

Der Einstieg von Elon Musk bei Twitter, erklärt | Alles wird zu Video | 8 Learnings aus 10 Jahren Influencer-Marketing

Der Einstieg von Elon Musk bei Twitter, erklärt | Alles wird zu Video | 8 Learnings aus 10 Jahren Influencer-Marketing

Der Einstieg von Elon Musk bei Twitter, erklärt

Was ist

Twitters ultimativer Power-User und Shitposter ist jetzt auch noch Twitters größter Aktionär und möchte gern mitreden. Elon Musk hat fast zehn Prozent der Aktien gekauft und sitzt im Aufsichtsrat des Unternehmens. Wir versuchen zu verstehen, was sich der Tesla-Chef davon erhofft und ob das für Twitter gute oder schlechte Nachrichten sind.

Warum das wichtig ist

Seit dem Rauswurf von Donald Trump ist Elon Musk Twitters berühmtester Nutzer und Teilzeit-Troll. Ihm folgen 80 Millionen Accounts, er postet teils Dutzende Mal pro Tag und hat sichtlich Spaß an der Provokation. Oft pöbelt er (Pixel Envy), manchmal beleidigt er (The Verge), gelegentlich wird er dafür verklagt (NYT). Seine Tweets landen als Schlagzeilen auf den Titelseiten großer Medien. Sie lassen Börsenkurse großer Unternehmen schwanken – häufig den von Tesla (Fortune). Wenn Musk "Use Signal" schreibt, gehen kurzzeitig die Server des Messengers in die Knie, weil sich so viele Menschen neu anmelden.

Oft verbreitet er auf Twitter Unsinn. Musk verharmloste das Coronavirus, wütete gegen Lockdowns, pflichtete Verschwörungsgläubigen bei und sagte das Ende der Pandemie für Ende April voraus (alle Twitter / Elon Musk) – nur um sich später selbst mit dem Virus zu infizieren (Independent).

Es gibt viele Gründe, Musk kritisch zu sehen. Eins kann man ihm aber nicht absprechen: Er hat unternehmerisch deutlich mehr Erfolg als Twitter. Seine Strahlkraft fasziniert Millionen Menschen, und er schafft es, seine Skeptikerïnnen immer wieder schlecht aussehen zu lassen. Für Twitter könnte das eine große Chance sein – und gleichzeitig ein großes Risiko.

Wie Musks Investment bekannt wurde

Wie Musk vom passiven zum (extrem) aktiven Investor wurde

Warum Musks Investment riskant für Twitter ist

He is making all these claims the SEC is harassing him and going after him for nothing, and if he goes ahead and violates a pretty straightforward rule, that is certainly not going to help his argument with the judge.

Our role is not to be bound by the First Amendment, but our role is to serve a healthy public conversation and our moves are reflective of things that we believe lead to a healthier public conversation. The kinds of things that we do about this is, focus less on thinking about free speech, but thinking about how the times have changed. One of the changes today that we see is speech is easy on the internet. Most people can speak. Where our role is particularly emphasized is who can be heard.

If I were still there, having a chaos muppet and shitposter extraordinaire suddenly on the board and buddy-buddy with the CEO would be a real blow. Even if nothing comes of it, just the rumbling-volcano menace would be draining. In sort of the same way that having Trump as President was draining: every rumble could signal an eruption, so you can't just ignore him. And then every change has to be analyzed not just in the usual way, but for what Musk and his fan base could make of it. l have to think that would have a chilling effect, especially in the policy and trust and safety areas.

Was sich Musk erhofft

Look this all makes complete sense, obvious, intuitive, simple sense. If you are the richest person in the world, and annoying, and you constantly play a computer game, and you get a lot of enjoyment and a sense of identity from that game and are maybe a little addicted, then at some point you might have some suggestions for improvements in the game. So you might leave comments and email the company that makes the game saying "hey you should try my ideas." And the company might ignore you (or respond politely but not move fast enough for your liking).

I would propose a third explanation for Musk’s investment, which is that Twitter, and its ability to generate attention and hype, is an essential component of the business strategy for Tesla, SpaceX, and the Boring Company, and some level of internal power within the most important platform from which he promotes his ventures is surely worth $2.89 billion to Musk.

But maybe it’s both about the lulz and legal jiujitsu. Imagine in mid-February, as Musk decides he wants to bring the fight head-on about his right to tweet, someone tosses out the idea “why don’t you just buy Twitter?” Everyone laughs and then he does it. It is the shitpost to end all shitposts. No one will ever outdo this.

Be smart

Seitdem sein Investment bekannt wurde, hat Musk zwei Tweets mit Bezug zu Twitter abgesetzt. Der erste besteht aus drei Wörtern: "Oh hi lol". (Das spricht vielleicht für die Spielkind-Theorie.) Der zweite beinhaltet eine Umfrage: "Do you want an edit button?" (Knapp drei Viertel stimmen zu.)

Noch am selben Tag verkündet Twitter, dass ein Edit-Button kommen soll. Hat Musk mit seinem Tweet bereits erfolgreich Produktpolitik gemacht und der Twitter-Community den sehnlichsten Wunsch erfüllt? Nein, ganz so unmittelbar ist sein Einfluss dann doch wieder nicht. Solche Entscheidungen werden nicht binnen weniger Stunden getroffen. Twitter arbeitet bereits seit vergangenem Jahr an einer Funktion, alte Tweets zu bearbeiten.

Den Edit-Button sollen zumindest zu Beginn nur Menschen testen können, die für Twitters Premium-Produkt Blue zahlen (das in Deutschland nach wie vor nicht verfügbar ist). Manche freuen sich, endlich Typos in viralen Tweets fixen zu können, andere halten die Funktion für "eine schreckliche Idee" (Protocol). Twitter scheint sich der Risiken jedenfalls bewusst zu sein, wie Produktchef Jay Sullivan schreibt:

Without things like time limits, controls, and transparency about what has been edited, Edit could be misused to alter the record of the public conversation. Protecting the integrity of that public conversation is our top priority when we approach this work.

Wir warten erst mal ab, wie Twitter den Edit-Button designt. Bislang sehen wir es ähnlich wie wie Matt Levine (Bloomberg):

Here is the only imaginable use of an edit button. You post a tweet saying “I love puppies” with a picture of a cute puppy. A thousand people retweet your tweet; a thousand more quote-tweet it with comments like “what a good boi!” A week later, you edit the tweet to say “I think the Nazis got a bad rap,” with a picture of Hitler. Years later, a professor is denied tenure because someone digs through her old tweets to find that she called Hitler “a good boi.” This is absolutely the only purpose for the edit button, and oh man does accomplished Twitter troll Elon Musk know that. If you have a typo in a tweet just delete it and tweet it again! If it already did numbers, just leave the typo, who cares.


Social Media & Politik


Follow the money


Creator Economy


Schon einmal im Briefing davon gehört


Was wir am Wochenende lesen


Neue Features bei den Plattformen

(Es war diese Woche unfassbar wenig los mit Blick auf neue Features. Es scheint fast so, als hätten die Herren und Damen Entwicklerïnnen und Produkt-Verantwortlichen bereits vergangene Woche alles rausgehauen – siehe Briefing #788)

Facebook


8 Learnings von Ann-Katrin Schmitz

Am Donnerstagnachmittag fand die vierte Lecture des Jahres statt. Social-Media-Marketing-Pro Ann-Katrin Schmitz hat uns gezeigt, was es braucht, um auf Social wahrgenommen zu werden. Wir haben uns natürlich auch fleißig Notizen gemacht und möchten gern 8 Learnings mit euch teilen. Vielen Dank an alle, die gestern dabei waren! So viele (in der Spitze waren es 240 Leute) waren noch nie bei einer Lecture auf einmal dabei – Merci

  1. Soziale Netzwerke wurden für Menschen, nicht für Marken gemacht. Marken müssen Persönlichkeit zeigen: Bau dir eine starke Community auf, kommuniziere, sei transparent, verletzlich und manchmal angreifbar. Eine Marke muss Haltung zeigen und eine eigene Meinung haben.
  2. Aktualität mit einer Prise Humor macht dich als Marke authentisch: Arbeite mit Humor, Spontanität und Persönlichkeit, zum Beispiel durch Behind The Scenes, Fails oder Versprecher.
  3. Deine Inhalte brauchen einen thematischen Wiedererkennungswert. Mach dir bewusst, wer du im Netz sein möchtest und was du darstellen möchtest: Setze dir drei bis vier Kernthemen, eins davon sollte persönlich sein, zum Beispiel eine Leidenschaft oder ein spezielles Hobby.
  4. In Zeiten, in denen die Welt permanent im Wandel scheint und mensch durchgehend mit Content beschallt wird, kannst du deinen Follower:innen durch Stringenz Halt und Verlässlichkeit bieten.
  5. Auch ein Profi wie Ann-Katrin fühlt sich nicht immer wohl vor der Kamera. Anfänger:innen empfiehlt sie mit Voice Overn zu arbeiten, anstatt direkt vor der Kamera zu sprechen. So ist ein langsames Herantasten möglich.
  6. Fehler passieren, Shitstorms gehen vorbei und du musst nicht jeden Trend mitmachen. Denn: Die Reichweite kann auch sinken, wenn man zu viel kommuniziert. Mach dir stattdessen einen realistischen Content-Plan und poste in einer festgelegten, einhaltbaren Frequenz.
  7. Plattformen wollen, dass die Menschen lange auf der App verbleiben: Das erreichst du durch Spannungsbögen und indem du einen wirklichen Mehrwert bietest — Emotionen sind Interaktionstreiber.
  8. Jeden Tag aufs Neue entscheiden: Tut mir das eigentlich gut? Und: bewusste Auszeiten nehmen. Eine starke Community verzeiht bzw. gönnt diese und freut sich nach einer kleinen Auszeit umso mehr, wenn du wieder da bist. Man nimmt sich oft zu wichtig und vergisst dabei leicht, dass die Follower:innen das gar nicht von einem erwarten.

Header-Foto von Barbara Zandoval