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7 Min. Lesezeit

Briefing für den 6.4.2018 | Ausgabe #444

Herzlich Willkommen zur 444. Ausgabe vom Social Media Watchblog Briefing! Heute mit einem ausführlichen Blick auf die PR-Offensive von Facebook, einigen Leseempfehlungen fürs Wochenende und einem – hört, hört – Ausgehtipp für die Berliner Kollegen. Vielen Dank für das Interesse an unserem Newsletter und die Wertschätzung unserer Arbeit, Martin & Team

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Facebooks PR-Offensive, erklärt

Was ist: In einer weiteren Ausgabe der Facebookschen PR-Serie Hard Questions hat Mark Zuckerberg via Mega-Telefonkonferenz 23 Journalisten eingeladen, Fragen zum Facebook-Cambridge-Analytica-Skandal (und darüber hinaus) zu stellen. Ein Überblick über die wichtigsten Themen und Facebooks Reaktionen:

87 Millionen Nutzer vom Facebook-Cambridge-Analytica-Skandal betroffen:

Öffentliche Daten aller 2,2 Milliarden Nutzer wurden womöglich abgeschürft:

Wird die General Data Protection Regulation der EU für alle Facebook-Nutzer zum Standard?

Wird Facebook sein Geschäftsmodell verändern?

Mark Zuckerberg: On the one hand people want relevant experiences, and on the other hand I do think that there is some discomfort for how data is used in systems like ads. But I think the feedback is overwhelming on the side of wanting a better experience. You know, maybe its 95-5 or something like that in terms of the preferences that people state to us and in their use of the product. So, that informs us of decisions that we make here to offer the best service to people, but these are hard values trade-offs and I think we are doing the right thing to serve people better.

Sheryl Sandberg: It is because of ads — just like TV — that people all around the world can use Facebook. We all benefit by connecting to those people, and a lot of those people can never afford Facebook if it weren’t a free product. (…) We could go to a model that we are more like TV, and we just show the same ad to everyone. The problem is that means we only work for big business. (Quelle: Buzzfeed)

Wusste Facebook bereits frühzeitig von den Verbindungen von Cambridge Analytica in die Politik?

Das Datenschutz-Update

#DeleteFacebook? Mitnichten.

„Fake News“ aus Facebooks Sicht

Regulierung von Facebook

Zuckerberg ist Facebook ist Zuckerberg

Not that I`m aware of.

Warum macht Facebook das? Facebook befindet sich in einer nie zuvor erlebten Stresssituation. Zwar müssen sie offenbar vor den Nutzern und den Werbekunden nicht wirklich Angst haben, aber die miese Presse und die Sorge vor einer tiefgreifenden Regulierung macht eine entsprechende PR-Offensive notwendig.

Insbesondere versucht Facebook, vor den anstehenden Kongress-Anhörungen bereits einige Pluspunkte zu sammeln, etwa indem sie lieber jetzt eine extrem hohe Zahl nennen, um eben nicht später nach oben korrigieren zu müssen. Oder indem sie bereits jetzt erklären, dass der Kampf um die Sicherheit der Nutzer niemals zu Ende wäre. Oder indem sie Botschaften via Mega-Telefonkonferenz unters Volk bringen, die dann bei den Vorladungen vor den Kongress bereits vertraut klingen. Oder indem sie bereits jetzt Dritten den Zugang zu Daten begrenzen und den Nutzern neue Privatsphäre-Tools an die Hand geben.

Auch dürfte es für Zuckerberg eine gute Übung gewesen sein, sich über den Zeitraum von 45 Minuten den Fragen von 23 Journalisten zu stellen. Die Anhörung im Kongress ist kein Spaziergang.

Fun Fact: Eigentlich waren übrigens auch noch Elliot Schrage (Facebooks Vice President of Communication), Mike Schroepfer (Chief Technology Officer) und weitere Schlüsselmitarbeiter, die sich bei FB um Safety und Securiy kümmern, bei der Telefonkonferenz mit dabei. Geredet hat allerdings nur einer: Zuckerberg selbst.

Kluger Kommentar von Kollege Patrick Beuth:

Keiner der bisher verkündeten Schritte – darunter auch die beendete Zusammenarbeit mit bestimmten Datenhändlern – tut dem Unternehmen weh. Facebook hatte sich einst zur mehr oder weniger offenen Plattform für externe App-Entwickler erklärt und den Facebook-Login zur zentralen Identität im Internet, um zu wachsen. Um jedem Internetnutzer einen Grund zu geben, sich ein Profil einzurichten. Um ein eigenes Internet zu werden. (Das hat es mittlerweile geschafft.) Deshalb ist es für Facebook jetzt auch kein Problem, das selbst jahrelang beschworene „Teilen“ zu beenden oder zumindest zurückzufahren. Die angekündigten und zum Teil schon wirksamen Beschränkungen treffen nur jene, die selbst noch wachsen wollen. (Quelle: SPON)

Tipps für mehr Daten-Sensibilität: Mir liegt es fern, auf den Kampagnenjournalismus von einigen amerikanischen Kollegen aufzuspringen. Sehr wohl sehe ich aber die Notwendigkeit als Journalist, über das Thema Datenschutz zu informieren und dadurch für das Thema zu sensibilisieren. In diesem Sinne möchte ich gern auf folgende Websites, bzw. Projekte aufmerksam machen:

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Lese-Tipps fürs Wochenende

Twitters Monster: Twitter hat jüngst erklärt, dass sie weitere 270.000 Accounts gelöscht hätten, die terroristische Propaganda verbreiten hätten. Damit wächst die Zahl der Accounts, die sie in diesem Zusammenhang insgesamt entfernt haben, auf über eine Million. Aber Terror-Propaganda ist nicht Twitters einziges Problem: Hass und Trolle treiben ihr Unwesen in allen nur denkbaren Spielarten: Wie Twitter den Kampf aufnimmt und warum Amnesty International lieber selbst tätig wird.

Macrons KI-Strategie: Laut Sascha Lobo gibt es allen Grund, schlechte Laune zu kriegen, wenn wir uns die von Präsident Macron via Videochat mitgeteilte Strategie in Sachen Künstlicher Intelligenz anschauen. In der Tat lässt einen die Weitsicht und der Gestaltungswille im Vergleich zu unserer deutschen „Retrodigitalpolitik“ alt aussehen. Aber auf der anderen Seite ist es doch auch erfreulich, dass wir bei unserem französischen Nachbarn in Sachen Digitalpolitik so viel Aufbruch erleben – da kann Deutschland gar nicht in der ewig gleichen Starre verbleiben. Wer sich noch stärker mit dem Thema auseinandersetzen möchte, der sollte einen Blick auf diese OECD-Studie zum Thema KI werfen.

Instagram Friendly Travel: Damit dieses Briefing nicht nur so arg schwer daherkommt, bringe ich jetzt hiermit noch einen eher pop-kulturellen Artikel unters Volk: bei BuzzFeed beschäftigt sich eine Kollegin mit der Frage, wie Städte Insta-Fame werden und extra aufgrund ihrer Instagram-Kompatibilität bereist werden. Spannend.

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One More Thing

Ausgehtipp: Am Freitagabend wird in der legendären c-base in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung der Dokumentarfilm The Cleaners zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Der Film beschäftigt sich mit der – wenn man so möchte – digitalen Müllabfuhr und zeigt, unter welchen Umständen soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter von unerwünschten Inhalten (Read: Enthauptungen, Verstümmelungen und andere menschliche Abgründe) gereinigt werden. Im Anschluss gibt es eine Diskussion mit den Regisseuren und Drinks. Wäre ich ein Berliner, würde ich hingehen. Haz fun!