Salut und herzlich Willkommen zur 491. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute befassen wir uns natürlich mit dem Facebook-Hack, von dem bis zu 50 Millionen Konten betroffen sind. Zudem blicken wir auf Tim Berners-Lee Versuch, das offene Internet zu retten. Als Bonbon gibt es zwei Tickets für den VOCER Innovation Day zu gewinnen. Herzlichen Dank für das Interesse, Martin
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Bis zu 50 Millionen Nutzerkonten bei Facebook gehackt
Was ist: Facebook musste in der vergangenen Woche einräumen, dass unbekannte Dritte die Accounts von bis zu 50 Millionen Nutzern gehackt hatten. Welche Accounts genau betroffen sind und welche Informationen abgezogen wurden, kann Facebook aktuell noch nicht sagen. (BuzzFeed)
Warum ist das wichtig?
- Zunächst einmal müssen wir festhalten, dass es das bei Facebook noch nicht gegeben hat. Zwar wurden auch früher schon Daten abgezogen, die in diesem Umfang eigentlich nicht hätten abfließen sollen (Stichwort Cambridge Analytica). Aber dieses Mal wurde tatsächlich bei Facebook selbst eine Schwachstelle im Code ausgenutzt, um sich Zugang zu den Nutzerkonten zu verschaffen.
- Ferner ist es deshalb so wichtig, weil wir bislang noch nicht wissen, wie umfangreich der Hack war. Bis zu 50 Millionen Nutzer weltweit könnten betroffen sein, heißt es. Allerdings betrifft der Hack womöglich nicht nur die bei Facebook selbst hinterlegten Daten – vielmehr sollen die Hacker auch in der Lage gewesen sein, sich bei Dritten einzuloggen. So ist z.B. durchaus vorstellbar, dass Hacker per Facebook-Login Zugriff auf das Spotify-Konto eines Nutzers hatten, um die dort hinterlegten Zahlungsmodalitäten abzugreifen – nur so eine Idee.
Der größere Zusammenhang: Der Hack ist für Facebook ein doppelter GAU. Erstens sind sie gerade dabei, die Scherben der vergangenen Monate wieder aufzulesen – insbesondere mit Blick auf die Verstimmungen in der Politik. Zweitens ist Facebook einfach noch nie gehackt worden – das dürfte Zuckerberg und Co womöglich noch viel größere Bauchschmerzen bereiten. Es ist also durchaus davon auszugehen, dass wir Facebooks Top-Mitarbeiter dieses Jahr noch einmal bei einer Anhörung sehen werden.
Be smart: Um sich generell vor Zugriffen durch Dritte besser zu schützen, bitte unbedingt regelmäßig die Passwörter ändern, am besten einen Passwort-Manager wie 1Password nutzen. Zudem bitte auch 2-Faktor-Authentifizierung nutzen (am besten via Authentifizierungsapps wie Authy).
Be really smart: Den Facebook-Account einfach deaktivieren.
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Foto der Woche
Apropos Anhörung: Facebooks Vice President of Global Public Policy (read: Chef-Lobbyist), Joel Kaplan, wollte gern seinem alten Kumpel Brett Kavanaughs den Rücken stärken, deshalb nahm er bei Kavanaughs Anhörung direkt hinter ihm Platz. Da die Anhörung insbesondere auf Twitter massiv begleitet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass ein Foto davon viral ging: darauf zu sehen – inmitten von verächtlich dreinblickenden Frauen: Joel Kaplan. Das dürfte im 1 Hacker Way niemanden erfreut haben – zumal bei Facebook keiner darüber im Vorfeld informiert wurde.
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Der Erfinder des Internets möchte es gern zurückerobern
Was ist: Tim Berners-Lee gilt gemeinhin als der Erfinder des Internets. Weil der zum Ritter geschlagene Visionär nicht ertragen kann, was die Facebooks und Googles dieser Welt aus dem einst so offenen Kommunikationsstandard gemacht haben, hat er eine neue Firma (Inrupt) und eine neue Plattform (Solid) gegründet, um das Internet aus den Fängen der Digital-Konzerne zurückzuerobern. (Fast Company)
Wie soll das gehen? Tim Berners-Lee geht bereits seit einiger Zeit mit der Idee hausieren, dass es sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft viel besser wäre, wenn Daten nicht zentral bei einem privaten, kommerziellen Unternehmen unter Verschluss gehalten würden, sondern es die Möglichkeit gebe, selbst Herr der Daten zu sein, um nach Bedarf Dritten (etwa einem Messenger) partiellen Zugriff auf diese Daten zu gewähren. Das Charmante daran: jeder selbst behält somit die Oberhand darüber, was mit den eigenen Daten passiert.
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Kampf gegen Desinformationen
Stichwort Deplatforming: Allem Anschein nach zeigt die Verbannung von Alex Jones durch die Tech-Konzerne seine Wirkung. BuzzFeed-Reporter Charlie Warzel jedenfalls berichtet davon, dass Alex Jones wieder zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt sei: Straßen-Aktivismus per Megafon. Da mag bei dem einen oder anderen durchaus ein Gefühl der Schadenfreude aufkommen. Aber ich möchte trotzdem noch einmal an dieser Stelle daran erinnern, dass es eben nicht nur Alex Jones treffen kann. Prinzipiell haben die Tech-Konzerne die Macht und die Mittel, jede beliebige Person verstummen zu lassen. Nur weil es uns an dieser Stelle mehrheitlich gefällt, sollten wir das noch lange nicht feiern.
Andere Regeln für Myanmar: Facebook widmet sich allem Anschein nach ein Stück weit mehr den Problemen, die sie in Ländern wie Sri Lanka oder Myanmar verursachen. So ist es in den vergangenen Tagen zu einem Treffen zwischen Vertretern jener Länder und Facebook-Mitarbeitern gekommen. Das Ziel der Gespräche: besser verstehen, was Facebook in diesen Ländern anrichtet. Und darüber hinaus würde man sogar überlegen, ob es spezielle Policies für diese Länder bräuchte – das wäre absolutes Neuland für Facebook, machen sie doch bislang stets die gleichen Policies für all die mehr als zwei Milliarden Nutzer weltweit geltend. (BuzzFeed)
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Adam Mosseri wird neuer Instagram-Chef
Was ist: Da dürften im Hause Mosseri die Moet-Korken geknallt haben: Adam Mosseri, ehemals bei Facebook für den News Feed verantwortlich, wird neuer Chef von Instagram. (Instagram Blog)
Wer ist das? Mosseri hat sich in den letzten Jahren viele Sympathie-Punkte innerhalb der Journalisten-Szene erarbeitet, weil er sehr viel früher und sehr viel konsequenter auf Fragen von Journalisten via Twitter / Facebook geantwortet hat und grundsätzlich eine andere Form der Nähe und Erreichbarkeit versprühte. Ob das als Chef von Instagram nun so bleiben kann, ist fraglich. Weniger fraglich hingegen ist, dass er als ziemlich loyaler Mitarbeiter Zuckerbergs gilt. Unter Mosseri hatte sich der News Feed gleichermaßen zu dem Wirtschaftswunder und zu der Content-Hölle entwickelt, der er bis heute ist. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich Instagram unter Mosseri weiterentwickelt. (Recode)
Cheeeese: Dieses Foto von Mosseri und den beiden Instagram-Gründern, Krieger und Systrom, wirkt so herrlich gestellt, dass ich es euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte.
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Schon mal davon gehört
The Markup : Neues Non-Profit-Tech-Portal: Wenn die ehemalige Führung der Wikimedia-Foundation gemeinsam mit der herausragenden Journalisten Julia Angwin, ehemals ProPublica, ein neues journalistisches Portal lanciert, das nicht auf das schnelle Geld aus ist, sondern als Non-Profit agiert und größere Ziele im Blick hat, dann darf man ruhig etwas genauer hinschauen: The Markup widmet sich der Schnittstelle Technologie und Gesellschaft und dürfte für viele Leser des Watchblogs künftig eine spannende Adresse sein. Zeit Online hat mit Julia Angwin gesprochen.
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Inspiration
#weilwirdichlieben Die BVG sorgt ja bereits seit einiger Zeit auf Social mit dem einen oder anderen Lacher. Die Kampagne #weilwirdichlieben war dabei zunächst ein totaler Griff ins Klo. Wie aus dem Fehlstart ein bemerkenswerter Erfolg wurde, wird hier ausführlich nachgezeichnet. (Content Marketing)
Audience Development: Sarah Marshall ist ihres Zeichens Head of Audience Growth bei Vogue International. Weil dieser schöne Job-Titel aber so ziemlich alles und nichts bedeuten kann, lässt sie Studierende der City University London regelmäßig an ihren Erfahrungen teilhaben. Auf ihrem Blog veröffentlicht sie ihren Vortrag, in dem es um die Rolle der Social Media und Audience Growth Manager in Newsrooms geht. Sehr, sehr lesenswert. (Sarah Marshall / Tumblr)
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One more thing
VOCER Innovation Day: Am 10. November findet dieses Jahr der VOCER Innovation Day in Hamburg statt. Unter dem Motto „Time Well Spent“ treffen sich zahlreiche Journalisten und Medienmacher, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Branche auszutauschen. Wer mag, kann gern dabei sein: reguläre Tickets gibt es hier.
Da ich dieses Jahr auch auf einem Panel mitwirken und über unsere Arbeit beim Social Media Watchblog berichten darf, dort aber nicht alleine auftauchen möchte, dachte ich, es wäre doch nett, zwei von Euch dabei zu haben. Heißt konkret: Wir verlosen 2 Karten für das Event.
Um ein Ticket zu gewinnen, braucht es nur Schnelligkeit und etwas Recherche: Die ersten beiden LeserInnen, die mir per Reply auf diesen Newsletter mitteilen, wie Instagram hieß, bevor es Instagram hieß, gewinnen jeweils ein Ticket. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich aller Voraussicht nur den beiden GewinnerInnen antworten kann. Viel Erfolg!