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Angriffe von Rechtsaußen: Warum die Wikipedia in Gefahr ist

Seit Monaten attackieren Elon Musk und rechte Thinktanks die Wikipedia. Jetzt schaltet sich auch noch die Trump-Regierung ein.

Was ist

In den USA steht die Wikimedia Foundation unter Druck. Rechte und Rechtsradikale bedrohen die Organisation, die hinter der Wikipedia steht, allen voran Elon Musk und ein dubioser Staatsanwalt.

Die Attacken verlaufen auf mehreren Ebenen: politisch, wirtschaftlich und juristisch. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Wikipedia und die Gemeinnützigkeit der Wikimedia Foundation – zwei wichtige Säulen für die Enzyklopädie.

Warum das wichtig ist

Wir halten die Kampagne gegen die Wikipedia aus zwei Gründen für berichtenswert:

Wie die Attacken ablaufen

Der Großteil der Einschüchterungsversuche und Pöbeleien ist eindeutig politisch motiviert. Die meisten Vorwürfe sind so absurd, dass sie keine inhaltliche Auseinandersetzung verdienen. Also nur ein knapper Überblick:

Wie die Wikimedia reagiert

Normalerweise hält sich die Wikimedia Foundation im Hintergrund. Nach den Einschüchterungsversuchen des Staatsanwalts Martin äußerte sie sich aber öffentlich.

Man nahm zwar nicht direkt Bezug auf den Drohbrief, ein Sprecher teilte aber mit, die Wikipedia sei "einer der letzten digitalen Orte, die das Versprechen des Internets widerspiegelten". Die Enzyklopädie habe sich Regeln gegeben, die sicherstellten, dass Informationen so akkurat, fair und neutral wie möglich wiedergegeben würden.

Wir haben auch bei Wikimedia Deutschland nachgefragt, wie die Attacken in den USA hierzulande wahrgenommen und beurteilt werden. Zu vielen Details konnte oder wollte sich Vorständin Franziska Heine nicht äußern. Einige Antworten möchten wir hier aber (teils gekürzt) zitieren:

Was die Angriffe für die Wikipedia bedeuten

Ein möglicher Verlust der Gemeinnützigkeit wäre für die Wikimedia Foundation existenzbedrohend. Die Organisation würde dann wie ein gewöhnliches Unternehmen besteuert und müsste mit signifikant weniger Spenden- und Fördermittel rechnen, da diese nicht mehr steuerlich absetzbar wären. Mehr als 90 Prozent des Jahresbudgets stammen aus Spenden, ein Rückgang wäre äußerst bedrohlich.

Bislang ist dieses Szenario eher unwahrscheinlich. Die Wikimedia soll bis Mitte Mai auf den Fragenkatalog des Staatsanwalts Martin antworten, dann erwägt er weitere Schritte. Wir halten den Brief eher für einen Einschüchterungsversuch als für eine substanzielle Drohung. Allerdings zeigt das Beispiel der Universität Harvard, der die Regierung Fördermittel in Milliardenhöhe entzogen hat, dass Trump nicht davor zurückschreckt, sich mit etablierten und weltweit geschätzten Institutionen anzulegen.

Die Wikipedia ist auf solche Angriffe leider ebenso wenig vorbereitet wie Universitäten und Verlage. Nicolas Killian, Meike Laaff und Lisa Hegemann beschreiben das Problem so (Zeit):

Diese Regeln funktionieren bei Unterwanderungsversuchen durch die Hintertür. Die Einhaltung dieser Grundsätze, die akribische Kleinarbeit zahlloser Autorinnen und Admins ist die Stärke, der Schutz der Wikipedia: Hier wird sich an Fakten abgearbeitet. Dieser Teil des Immunsystems der Wikipedia ist gut ausgebildet, trainiert seit den Anfangstagen. Aber diese Regeln bleiben wirkungslos, wenn jemand die Eingangstür eintritt. So wie nun Musk oder Martin: Sie greifen frontal die Glaubwürdigkeit der gesamten Wikipedia an, ohne groß Belege oder Fakten anzuführen.
(…)
Und so ist das, was mit der Wikipedia geschieht, exemplarisch für viele Diskurse, die Rechte der Öffentlichkeit aufzwingen, für ihr Playbook: Auf der einen Seite stehen Menschen, die sich ernsthaft mit einem Problem beschäftigen. Die Forschungsarbeiten zusammenstellen, nach Lösungen suchen. Auf der anderen Seite steht ein Mann, der nur publikumswirksame Fundamentalkritik von sich gibt, die einen Funken Wahrheit enthält und zur Größe eines Buschfeuers aufbläst. Solche Pauschalangriffe lassen sich nicht mit Detailarbeit entkräften. Auf diese Weise wird nur kaputt geredet, aber nichts verbessert.

Der Text enthält auch Szenen von der Konferenz WikiCredCon, bei der sich im Februar Wikipedianerïnnen in San Francisco trafen. Die Schilderungen machen deutlich, welchen Anfeindungen die Freiwilligen ausgesetzt sind und wie bedroht sie sich fühlen.

Mehrfach mussten Treffen wegen Drohungen abgesagt werden, einzelne Wikipedianer werden wöchentlich beleidigt und beschimpft. So wird aus einem ehrenamtlichen Hobby mit Mehrwert für die Allgemeinheit ein Sicherheitsrisiko für sich selbst und das eigene Umfeld.

Die systematischen Repressalien und Festnahmen, mit denen US-Regierung und Sicherheitsbehörden gegen Andersdenkende vorgehen, beunruhigen auch die Wikipedia-Community:

Als ein Vertreter der weltweiten Wikimedia-Stiftung zur Gruppe stößt, konfrontieren ihn die Teilnehmer mit einer drängenden Frage: Welche Daten speichert die Organisation über sie und andere Wikipedia-Autoren? Die Angst ist groß, dass US-Behörden oder US-Gerichte die Non-Profit-Organisation zwingen könnten, persönliche Informationen herauszugeben – und damit die Identität der Autoren preiszugeben. Das Vertrauen in den Rechtsstaat ist zumindest in dieser Runde kaum vorhanden. Auch auf die Wikimedia Foundation scheint sie sich nicht verlassen zu wollen. "Wir sind nicht vorbereitet", sagt eine der Frauen energisch. "Wir haben verdammte Angst."

Be smart

Die Wikipedia ist nicht perfekt. Trotz jahrelanger Bemühungen der Wikimedia beteiligen sich zu wenige Frauen, viele schreckt der Umgangston ab. Die Community ist männlich, weiß, akademisch und kein repräsentatives Abbild der Bevölkerung (Wikimedia Meta). Die Zahlen schwanken je nach Land, weisen aber meist ähnliche Tendenzen auf.

An dieser Stelle kommt aber wieder eine der großen Stärken der Wikipedia ins Spiel. Natürlich gibt es zu diesem Thema einen ausführlichen, faktenbasierten Wikipedia-Eintrag, der das Problem und seine Folgen klar benennt.

Auch der Vorwurf der politisch-ideologischen Voreingenommenheit lässt sich am besten in der Wikipedia selbst überprüfen – samt ausführlichem Bearbeitungsverlauf, der alle Änderungen und Diskussionen sichtbar macht. Musk, der seit Jahren "maximale Transparenz" auf X verspricht, müsste der größte Fan der Wikipedia sein.


Politics


Next (KI, VR, AR, Metaverse)


Future of Media

TikTok’s ever-growing influence as a primary platform for news consumption is becoming more clear, especially among younger audiences. More so, short-form video (Reels, TikToks, Shorts) isn’t just growing; it’s often the dominant format for engagement across many social platforms beyond TikTok.

Internet Culture

I personally have the belief that everyone should probably have a therapist, it’s like someone they can just talk to throughout the day, or not necessarily throughout the day, but about whatever issues they’re worried about and for people who don’t have a person who’s a therapist, I think everyone will have an AI. And all right, that’s not going to replace the friends you have, but it will probably be additive in some way for a lot of people’s lives.
“We don't want to create a world where I'm a new emperor who rules more kindly. We want a world where there's no need for emperors at all.”

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