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Twitter Blue, erklärt | Peak Newsletter noch lange nicht erreicht | YouTube versteckt Dislike-Counter

Twitter Blue, erklärt | Peak Newsletter noch lange nicht erreicht | YouTube versteckt Dislike-Counter

Twitter Blue: Wir würden ja Geld bezahlen, aber …

Was ist

Twitter macht Ernst: Im Juli startete Twitter Blue in Australien und Kanada, jetzt können auch Menschen in den USA und Neuseeland das kostenpflichtige Abonnement abschließen (Twitter-Blog). Für drei Dollar pro Monat enthält Twitter nun deutlich mehr Funktionen als in der bisherigen Testphase. Ob und wann das Produkt nach Deutschland kommt, ist unklar.

Warum das wichtig ist

Twitter Blue ist ein spannendes Experiment. Reddit, Twitch und Discord bieten bereits kostenpflichtige Abos an, diese Plattformen lassen sich aber nur eingeschränkt mit Twitter oder Facebook vergleichen. WhatsApp verlangte einst einen symbolischen Dollar pro Jahr, Google bietet YouTube Premium an. Doch die WhatsApp-Jahresgebühr wurde nie ernsthaft eingezogen, und das YouTube-Abo schließt man in erster Linie für Inhalte und Werbefreiheit ab. Dafür zahlen bereits 50 Millionen Menschen, Spotify und Netflix sind noch erfolgreicher.

Es gibt also etablierte Abo-Modelle im Silicon Valley, doch mit Twitter versucht nun zum ersten Mal ein größeres soziales Netzwerk, Nutzerïnnen zu überzeugen, regelmäßig zu bezahlen. Bereits vor vier Jahren erwog Twitter eine kostenpflichtige Version von TweetDeck (The Verge), die aber nie umgesetzt wurde. Auch Facebook dachte schon 2012 über ein Abo-Modell nach (The Information) und ließ immer wieder Umfragen durchführen (Bloomberg), ob Menschen bereit wären, für Werbefreiheit Geld zu zahlen.

Welche Funktionen neu sind

Auf seinen Hilfeseiten gibt Twitter eine praktische Übersicht, welche Features Abonnentïnnen auf welchen Geräten (iOS, Android, Web) erhalten. Mit dem Start in den USA sind folgende Funktionen dazugekommen:

Top Articles

Ad-free articles

Custom navigation

Twitter Blue Labs

Welche Funktionen seit Juli enthalten sind

Undo Tweet

Reader Mode

Bookmark Folders

Optische Kosmetik

Warum Twitter mit Abos experimentiert

2020 sagte Jack Dorsey beim Earnings Call (CNN), dass Twitter nach Möglichkeiten suche, sich unabhängiger von den Werbeerlösen zu machen – die bei Twitter im Vergleich zu den anderen Plattformen ohnehin deutlich kleiner ausfallen:

I have a really high bar for when we would ask consumers to pay for aspects of Twitter.(…) We want to make sure any new line of revenue is complementary to our advertising business. We do think there is a world where subscription is complementary, where commerce is complementary, where helping people manage paywalls … we think is complementary.

Bis 2023 soll sich der Umsatz auf 7,5 Milliarden Dollar verdoppeln. Bislang nimmt Twitter rund 4,30 Dollar pro User pro Quartal ein (CNBC). Ein Abo für drei Dollar pro Monat könnte den Umsatz deutlich steigern.

Für soziale Medien haben sich bislang keine Abo-Modelle etabliert, andere Unternehmen sind damit aber seit Jahren erfolgreich. Hunderte Millionen Menschen zahlen monatlich für Streaming-Dienste oder Software, auch die zunehmende Verbreitung digitaler Medien-Abonnements zeigt, dass die angebliche Kostenloskultur im Netz ein Mythos ist.

Selbst Google, der größte Anzeigenverkäufer der Welt, will mittlerweile Abos verkaufen (#684). Seit Anfang Juni verlangt Google nun Geld für Speicherplatz bei Google Fotos (SZ) und versucht, möglichst vielen Menschen ein Google-One-Abo schmackhaft zu machen.

Das liegt auch daran, dass rein werbefinanzierte Geschäftsmodelle unter Druck geraten sind. Verlage spüren diese Entwicklung seit Jahren, nun kommt der Trend auch in der Tech-Branche an. Apple verlangt seit iOS 14.5 die aktive Einwilligung der Nutzerïnnen, bevor Apps ihr Verhalten tracken dürfen. Seitdem hat sich Apples eigenes Geschäft mit mobiler Werbung verdreifacht – während Facebook, Snap, Twitter und YouTube fast zehn Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen eingebüßt haben (beide FT).

Warum wir (noch) skeptisch sind

Wie Twitter Blue besser werden könnte

Als wir im Sommer die erste Version von Twitter Blue analysierten, machten wir mehrere Vorschläge für weitere Funktionen. Dazu zählten unter anderem Early Access und die Integration von Nuzzel, die Twitter nun integriert hat. Die anderen Ideen bleiben aktuell:

Be smart

Als Nuzzel im Mai verschwand, waren wir wirklich traurig. Der Dienst half uns, deutlich weniger Zeit auf Twitter zu verbringen und trotzdem alles Wichtige mitzubekommen. Vielen Menschen, die Twitter beruflich oder sehr aktiv privat nutzen, ging es ähnlich. Mehrere Start-ups erkannten die Chance, dockten an Twitters vergleichsweise offene Schnittstellen an und bauten Produkte, die enttäuschte Nuzzel-Nutzerïnnen glücklich machen sollten.

In den vergangenen Wochen haben wir Newslit, Murmel und TweetShelf ausprobiert. Bei Letzterem sind wir hängengeblieben. Als einziger Dienst bietet es eine Gratis-Version, die fast alle Funktionen von Nuzzel abdeckt. Außerdem gibt es mobile Apps, tägliche Newsletter und praktische Filtermöglichkeiten.

Ein Premium-Account kostet 6 Euro pro Monat (55 Euro bei jährlicher Zahlung). Dann erhält man unter anderem RSS-Feeds, stündliche E-Mail-Benachrichtigungen und zusätzliche Filter. Zudem kann man Listen und weitere Accounts hinzufügen. Wir sind mit der Gratis-Version bislang zufrieden und raten dir, auch Newslit und Murmel anzuschauen, bevor du für TweetShelf bezahlst.


Peak Newsletter? Von wegen!

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