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(Social) Media Trends 2022: Sieben Blicke in die Glaskugel

(Social) Media Trends 2022: Sieben Blicke in die Glaskugel

(Social) Media in 2022: Sieben Blicke in die Glaskugel

Was ist

Es ist 2022. Das hast du, knapp zwei Wochen nach Neujahr, vermutlich schon gehört. Doch ein (nicht mehr ganz) neues Jahr ist immer auch Gelegenheit für Prognosen. Bislang haben wir uns um darum gedrückt: Wir sind keine großen Fans des obligatorischen Jahresausblicks zum Jahresausklang.

Oft sind die Prognosen schlicht langweilig (2022 setzt sich fort, was 2021 begonnen hat; irgendwas mit Krypto und NFTs wird wichtig). Manchmal liegen sie komplett daneben (OMR über Scott Galloway: Den König der Predictions). Und wüssten wir wirklich Bescheid, dann schrieben wir wohl nicht diesen Newsletter, sondern chillten gerade in Südfrankreich – schließlich hätten wir frühzeitig in das nächste große Ding investiert, das keiner auf dem Schirm hatte. Anders ausgedrückt: Die richtig spannenden Entwicklungen sagt ohnehin kaum jemand voraus.

Das gilt vor allem für Social Media und neue Plattformen: TikTok hat niemand kommen sehen, plötzlich war es riesig. Anfang des Jahres schwappte kurzzeitig der Clubhouse-Hype durchs Netz, einen Monat später war nichts mehr davon übrig. Dass Instagram verstärkt auf Video setzt, alle TikTok kopieren, die Plattformen um Creator kämpfen und Messenger immer wichtiger werden, schreiben wir in jedem dritten Briefing. Das sparen wir uns lieber.

In den vergangenen Wochen haben wir aber so viele Vorhersagen und Trendreports gelesen, dass wir doch noch einen Blick auf einige Trends werfen, die das Jahr 2022 bestimmen könnten. Allerdings riskieren wir dabei nicht, uns zu blamieren (noch interessanter als die Vorhersage ist ja die Abrechnung ein Jahr später (Indiskretion Ehrensache) – und die zeugt oft von einer trüben Glaskugel. Stattdessen überlassen wir klugen Menschen das Wort, die sich als Orakel versuchen – Analysten, Journalistïnnen und Wissenschaftlern, die sich Gedanken machen über Medien, Social Media und Tech.

Konrad Weber: Diese 8 Trends werden wichtig

Casey Newton: 22 predictions for the consumer internet in 2022

  1. Europe cements its position as the most important tech regulator in the world
  2. Authoritarian shakedowns of platforms and their employees will accelerate
  3. Drama Twitter is back
  4. The best thing you’ll be able to say about the metaverse is that it’s still under construction
  5. Pro- and anti-crypto factions harden into place, setting up a long-term religious war over the potential and perils of the blockchain

Reuters Institute: Journalism, media, and technology trends and predictions 2022

"Journalism has an unhealthy obsession (imported from marketing folks?) with younger people. For most a focus on Facebook will still make way more sense than sinking time and resources into TikTok."

At the same time many news organisations will be tightening their rules on how journalists should behave on social media. In our survey most editors and managers feel that journalists should stick to reporting the news on Twitter and Facebook this year and worry that expressing more personal views could undermine trust.

Benedict Evans: Tech questions for 2022

It’s not clear how much regulation changes for how much of the tech industry. Much of what’s proposed is essentially a cost of doing business that lowers margins but also raises barriers to entry. Some narrow decisions might limit or close down entire business models (labour laws versus local delivery or Uber, say). But what more general structural changes might happen? Search, social and operating systems are natural monopolies, and you can’t really break up a natural monopoly, only regulate it. Even if Instagram was a separate company, it wouldn’t be any easier to compete with.

There’s an old principle that a computer should never ask a question if it should be able to work out the answer, and the more that computers become invisible parts of our lives the more that they ‘should’ be able to work out. If I ask my Apple Glasses "I met someone from Disney last week, wearing a red shirt – what was his name?" what privacy issues arise? And when does the competition regulator force Apple to give competitors API access to that? If I use a new social network that uses a public blockchain as its source of record, what data is private and what does that mean? We live in an ever-expanding automated panopticon, and privacy questions that were always theoretical, and only worked at a small scale, now become practical at a global scale. We are trying to work out what that means, and how we change it.

Gregor Schmalzried: Sieben Tech-Vorhersagen für das Jahr 2022

Ich liebe Predictions. Am besten möglichst genau und falsifizierbar. "Was für Trends siehst du im nächsten Jahr auf uns zukommen?" ist in der deutschen Medienlandschaft zu einer beliebten Abschlussfrage für Podcastgäste geworden — das finde ich zwar super, noch besser wäre es aber, sie an den Anfang zu packen. Dann wüsste man direkt, ob der Rest des Gesprächs unterhaltsam wird oder vorhersehbar. For the record: Eine schlechte Antwort ist "Nun, wir sehen ja jetzt schon den Trend zu neue Technologie, aber ich glaube, auch alte Technologie wird nächstes Jahr noch eine Rolle spielen." Eine gute Antwort ist "a Bored Ape runs for Congress"

  1. Ein größeres Unternehmen wird mit NFTs arbeiten und sich dafür umbenennen
  2. Die digitale Infrastruktur der Verschwörungsecke bekommt ein Upgrade
  3. "FUD" wird ein neues Jugendwort
  4. Meta lässt Facebook fallen
  5. Eine fiktionale TikTok-Serie macht Welle
  6. Ethereum wird größer als Bitcoin
  7. Macht euch bereit für die Ethik-Diskurse der virtuellen Realität

Fast Company: The 7 most overhyped trends of 2022

It’s not that I don’t believe in the importance and relevance of getting remote and hybrid work "right" in a world grappling with the realities of COVID-19. It’s not that I don’t believe that remote work and hybrid work are the future of work. It’s that I believe we’ve been focusing and over-indexing on the wrong aspect of the future of work. (…) For remote and hybrid work to become better, organizations need to hold their leaders and employees accountable for how they impact company culture; inclusive behaviors and self-awareness need to be treated as performance issues that impact the business, not personality issues that eventually end up being ignored.

Protocol: Here’s our cheat sheet for 2022’s tech lawsuits

Be smart

Johannes Klingebiel hat jahrelang versucht, für die Innovationsabteilung SZ in die Zukunft zu schauen. Wenn es jemanden gibt, der sich mit Trend-Reports auskennt, dann er. Deshalb empfehlen wir als Gegengewicht zu Hypes und Trends die aktuelle Ausgabe seines Newsletters, in dem er erklärt, warum er persönlich ganz schnell skeptisch wird, wenn neue Technologien mit allzu berauschenden Versprechen daherkommen:

Die meisten dieser Technologien (KI, Blockchain, VR, AR, Smart Homes) wachsen heute um ein Vielfaches langsamer als vorhergehende Kategorien (e-Commerce, Cloud Computing, Smartphones, Online Advertising). Mehr noch — nur zwei Startup-Unicorns (Facebook bzw. Meta und Tesla), die nach 2000 gegründet wurden, sind heute profitabel  und das trotz gigantischer Investments.

Dennoch wird ständig das Potential dieser Technologien diskutiert, während ihr tatsächlicher Einfluss oft weit hinter diesen Visionen bleibt. Warum?

Kurz: Hype ist eine Verkaufstaktik und sie basiert auf Angst. Angst zurückgelassen zu werden.

Und Schuld daran trägt? Natürlich:

Ich persönlich schließe mich Rebecca Jennings Theorie an, dass TikTok der Auslöser für diese neue Welle des Techno-FOMO ist. Es wird krampfhaft durch gigantische Investments versucht, das "next big thing" zu erzwingen, aus Angst, chinesische Startups könnten die nächste Dekade dominieren.


Social Media und Politik


Kampf gegen Desinformation


Datenschutz-Department


Creator Economy


Neue Features & Tests bei den Plattformen

Facebook

Twitter

TikTok


One more thing

iPhone wird zarte 15: Die Ankündigung des ersten iPhone (@gregjoz) liegt gerade einmal 15 Jahre zurück. Es ist ok, wenn wir noch nicht ganz verstanden haben, was digitale Kommunikation mit uns macht. Historisch gesehen befinden wir uns tatsächlich weiterhin im Neuland – auch wenn „die Netzgemeinde“ darüber lachen mag. Allerdings – und das ist der entscheidende Punkt – gibt es auch kein zurück mehr. Von daher ist es unabdingbar sich mit neuen Technologien und der Macht der Plattformen auseinanderzusetzen. Wir hoffen, dass wir dazu einen Beitrag leisten können.


Header-Foto von Damian Markutt