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7 Min. Lesezeit Bundestagswahl

Koalitionsvertrag: The Good, the Bad and the Ugly

Was bedeuten die Pläne von Union und SPD für Internet und Social Media?

Koalitionsvertrag: The Good, the Bad and the Ugly
Quelle: Unsplash+ // Bhavik Nasit

Wir laden nächste Woche unsere Batterien etwas auf. Die 1023. Ausgabe unseres Newsletters erscheint dann in der Woche nach Ostern 🐰


Was ist

Hurra, hurra, der Koalitionsvertrag ist da. Zumindest am zweiten Teil des Satzes besteht kein Zweifel: FragDenStaat sei Dank lassen sich die gesamten 146 Seiten nachlesen, seit sich Union und SPD gestern Mittag geeinigt haben. Fraglich ist aber, ob der Inhalt des Papiers Anlass für Euphorie gibt.

Wir haben den Großteil des Koalitionsvertrags gelesen und haben viele Fragen. Da wir aber kein Watchblog für Asylrecht, Klimaschutz und Sozialpolitik sind, ärgern wir uns an anderer Stelle darüber. In diesem Newsletter möchten wir stattdessen einige Gedanken zu den Passagen teilen, die der Vertrag zu unseren Kernthemen enthält – und auch zu den Leerstellen.

Trotz des beträchtlichen Umfangs ist ein Koalitionsvertrag nur eine Absichtserklärung, die an vielen Stellen vage bleibt. Manche Vorhaben werden nicht umgesetzt werden, dafür wird es Fortschritte an anderer Stelle geben, die bislang gar nicht schriftlich fixiert wurden. Deshalb sparen wir uns lange Analysen und belassen es für den Moment bei ersten Beobachtungen. Vieles davon wird ohnehin von der Realität überholt werden.

Trotzdem ermöglicht das Papier Einschätzungen, welche Schwerpunkte die neue Bundesregierung legen möchte. Einige erscheinen uns sinnvoll, über andere wundern wir uns, und manche Stellen würden wir am liebsten jetzt schon streichen.

The Good

Deutschland bekommt ein Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Das sind gute Nachrichten, denn die gesellschaftlichen Herausforderungen der digitalen Transformation haben sich in den letzten Jahren nur so aufgetürmt. Dabei braucht es allerdings eine klare gemeinwohlorientierte Orientierung. So sollen laut des Koalitionsvertrags Verwaltungsprozesse mit Künstlicher Intelligenz automatisiert und beschleunigt werden. Was dabei schief gehen kann, zeigten in den letzten Jahre zahlreiche Beispiele aus europäischen Nachbarländern. Die Voraussetzungen für den erfolgreichen KI-Einsatz in der öffentlichen Hand sind Transparenz, Teilhabe und eine wirksame Grundrechtsfolgenabschätzung. Außerdem erhoffen wir uns, dass das neue Ministerium weitere Aufgaben übernimmt, die die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung betreffen.

The Bad

The Ugly

Der Koalitionsvertrag, den die schwarz-schwarz-rote Regierung abschließen will, strotzt so vor Überwachungsvorhaben, dass jeder Einzelne betroffen sein wird. Ob man im Netz kommuniziert, Auto fährt oder Fotos mit Gesichtern ins Netz stellt: All das soll massenhaft aufgezeichnet und bei Bedarf ausgewertet werden. (…)
Die angehende Regierung wirft ohne Not ein Konzept über Bord, das uns bisher vor den widerlichsten Auswirkungen des Überwachungskapitalismus noch einigermaßen Schutz bieten konnte. Doch die informationelle Selbstbestimmung ist ein Grundrecht und steht auch für freidrehende geschichtsvergessene Überwachungsgläubige gar nicht zur Disposition. Daran müssen wir sie wohl erinnern.

Dig Deeper

Anna Biselli, Chris Köver, Daniel Leisegang, Ingo Dachwitz, Markus Reuter, Martin Schwarzbeck und Sebastian Meineck haben binnen weniger Stunden eine umfassende Analyse des Koalitionsvertrags aus netzpolitischer Sicht geliefert. Wir danken den Kollegïnnen von Netzpolitik und empfehlen ihren hilfreichen Überblick.


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