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27.8.2020 | Facebook News in Deutschland, Facebook Shop, TikTok über Alexa steuern, Kontext bei Twitter DM

27.8.2020 | Facebook News in Deutschland, Facebook Shop, TikTok über Alexa steuern, Kontext bei Twitter DM

Facebook News kommt nach Deutschland: Trau, schau, wem

Was ist

Im vergangenen Herbst startete Facebook News in den USA. Jetzt will Facebook das Angebot in fünf weiteren Ländern lancieren, darunter auch in Deutschland (jeweils Facebook-Newsroom).

Warum das wichtig ist

Der Traffic, den Nachrichtenseiten von Facebook erhalten, ist in den vergangenen Jahren gesunken. Medien, die ihr Geschäftsmodell ausschließlich auf Facebook ausgerichtet hatten, sind Pleite gegangen. Trotzdem bleibt Facebook für die meisten großen Verlage eine wichtige Plattform.

In der Vergangenheit haben Medien mit Facebook aber, sagen wir, gemischte Erfahrungen gemacht – dazu später mehr. Deshalb sollten Verlage genau prüfen, ob sie eine Partnerschaft mit Facebook eingehen wollen. Kurzfristig mag das zusätzliche Reichweite bringen. Langfristig könnte es die eigene Homepage entwerten oder eine Paid-Content-Strategie konterkarieren.

Was Facebook News ist

Als vor einem Jahr die ersten Gerüchte kursierten, dass Facebook ein neues Produkt für journalistische Inhalte einführen will, analysierten wir Chancen und Risiken in Ausgabe #572. Seitdem hat sich einiges getan. Die wichtigsten Fakten in Kürze:

Was Facebook News den Medien bringt

Wie Facebook News in Deutschland aussehen wird

Was sich Facebook erhofft

Facebook verfolgt mindestens zwei Interessen:

1. Die eigene Plattform am Leben halten

2. Das angespannte Verhältnis zu Medien verbessern

Glaubt man Facebook, gibt es noch einen dritten Grund. "Innovationen sind entscheidend für ein nachhaltiges Nachrichten-Ökosystem", schreibt Facebook-Managerin Campbell Brown. Man wolle "unsere Partner bei der Etablierung nachhaltiger Geschäftsmodelle begleiten" und Medien dabei unterstützen, neue Zielgruppen zu erreichen.

Nach eigener Aussage hat Facebook also ein Interesse daran, Medien zu stärken und qualitativ hochwertigen Journalismus zu fördern. Das sind schöne Worte – Facebooks Taten spiegeln das aber nicht unbedingt wider:

Warum Medien vorsichtig sein sollten

Im Juni forderte Australien auf, für Nachrichten zu bezahlen, die auf der Plattform zu sehen sind. Die Antwort (PDF) spricht für sich. Wir zitieren Teile daraus:

The past two years have seen an increase in people engaging on our services and increased revenues, suggesting both that news content is highly substitutable with other content for our users and that news does not drive significant long-term commercial value for our business.

Facebook sagt unverhohlen, dass es auch auf journalistische Inhalte verzichten könnte, weil diese keinen wirtschaftlichen Mehrwert böten. An einer andere Stellen wird Facebook noch deutlicher:

If there were no news content available on Facebook in Australia, we are confident the impact on Facebook’s community metrics and revenues in Australia would not be significant, because news content is highly substitutable and most users do not come to Facebook with the intention of viewing news. But the absence of news on Facebook would mean publishers miss out on the commercial benefits of reaching a wide and diverse audience, and social value would be diminished because news would be harder to access for millions of Australians.

Nicht wir sind auf die Verlage angewiesen – sie sind abhängig von uns. Damit mag Facebook Recht haben. Wer mit Facebook verhandelt, sollte aber immer im Hinterkopf haben, welches Selbstverständnis dieses Unternehmen durchzieht und dass Mark Zuckerberg – entgegen vieler öffentlicher Beteuerungen (Atlantic) – die nächste Quartalsbilanz eben doch wichtiger zu sein scheint als das Schicksal der Verlage und der vielbeschworene "Qualitätsjournalismus".

Diese Haltung hat sich im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder gezeigt (NiemanLab). Facebook hat:

Das ist nur das Worst-of. Es gibt auch sinnvolle Initiativen wie die großzügige Förderung des Lokaljournalismus in den USA, die wir in Briefing #516 vorgestellt hatten. Die Lowlights überwiegen aber die Highlights – und zwar deutlich.

Be smart

Facebook ist nicht dafür verantwortlich, Verlagen ein funktionierendes Geschäftsmodell zu liefern. Die finanzielle Krise, in der viele Medien stecken, ist größtenteils hausgemacht. Nur sollten Journalistïnnen keine allzu großen Hoffnungen ins Silicon Valley stecken. Facebook und Google sind nicht die Totengräber des Journalismus – aber auch nicht dessen Retter.


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Header-Foto von Florian Olivo bei Unsplash