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Discovery Engine: Warum sich Facebook fundamental verändern könnte | Soziale Medien als Handlanger autoritärer Staaten | YouTube bekommt Edit-Butto

Discovery Engine: Warum sich Facebook fundamental verändern könnte | Soziale Medien als Handlanger autoritärer Staaten | YouTube bekommt Edit-Butto

Discovery Engine: Warum sich Facebook fundamental verändern könnte

Was ist

Mark Zuckerberg hat Angst vor TikTok, schrieben wir in Ausgabe #794. Facebook und der Mutterkonzern Meta hätten sich allerdings niemals in Gelddruckmaschinen verwandelt, wenn Zuckerberg aus Furcht vor Konkurrenz in Schockstarre verfallen wäre. Man kann ihm ja vieles vorwerfen – Untätigkeit in Krisenzeiten gehört nun wirklich nicht dazu:

Wie der Plan aussieht, mit dem TikToks rasanter Aufstieg zumindest ausgebremst werden soll, zeigt jetzt ein geleaktes Memo (The Verge). Darin erklärt Facebook-Chef Tom Alison seinen Mitarbeiterïnnen, wie die Plattform umgebaut werden soll.

Wie Facebook umgebaut werden soll

Metas Strategie basiert dem Konzeptpapier zufolge auf vier Säulen:

Um diese strategischen Ziele umzusetzen, setzt Meta drei Prioritäten:

Was nach Buzzword-Bingo klingt, dürfte große Konsequenzen für Facebook haben. Nach der Neuausrichtung des Newsfeeds im Jahre 2018 (Priorität damals: mehr Inhalte von Freunden, Bekannten und Verwandten – weniger Clickbait und virale Polit-Postings), steht bei Facebook 2022 der nächste große Umbau an.

In der heutigen Ausgabe setzen wir uns mit Facebooks neuen Inhaltsempfehlungen auseinandersetzen. Zur Bedeutung von Reels und Messaging folgt nächste Woche mehr.

Neuer Empfehlungsmechanismus: Die Discovery Engine

Facebooks Erfolg beruht(e) darauf, den Menschen mehr von dem zu zeigen, was sie interessiert. Dafür sammelt Facebook diverse Signale auf der Plattform (Likes, Klicks, Freundschaften, Kommentare, Zeit, die mit Videos verbracht wird, Seiten und Hunderte weitere Datensätze) und überall dort, wo das Surf-Verhalten der Nutzerïnnen verfolgt werden kann (also auf allen Webseiten, die irgendeine Form von Facebook-Tracker verbaut haben – und das sind verdammt viele.

Im Zentrum der Empfehlungslogik steht bei Facebook der Social Graph: das Beziehungsnetzwerk zwischen den einzelnen Nutzerïnnen. Facebook-User sehen im Feed in erster Linie, was ihre Facebook-Freundïnnen teilen.

TikTok setzten Menschen zwar ebenfalls Dinge vor, die sie interessieren könnten. Der entscheidende Unterschied zu Facebook: Der Social Graph ist dabei nahezu irrelevant. Das Beziehungsnetzwerk der einzelnen Nutzerïnnen hat wenig Auswirkungen auf die Inhalte, die bei den Usern im Feed landen. TikTok zeigt den Nutzerïnnen personalisiert die viralsten Inhalte aus dem gesamten TikTok-Kosmos.

Künftig möchte Facebook seine eigenen Systeme nach dem Vorbild von TikTok gestaltet. Im Feed sollen mehr „unconnected recommendations“ landen, also (virale) Inhalte von Usern, zu denen man vorher keinerlei Kontakt hatte. Im Memo heißt es dazu:

Historically, Facebook has taken an entity-centric approach to discovery. We help you connect with the friends, groups, and pages you care about most. Then updates from those connections are ranked in Feed. Unconnected content in Feed was surfaced via reshares from the friends, groups, and pages you follow, but unconnected recommendations weren’t historically a core part of the Feed experience.

Today this is changing. Social media products – including our own – are delivering value by investing more in discovery engines that help people find and enjoy interesting content regardless of whether it was produced by someone you’re connected to or not.

Wie sich Facebooks Feed (das „News“ haben sie ja bereits vor geraumer Zeit gestrichen) künftig anfühlen wird, beschreibt Alex Heath (The Verge):

The main tab will become a mix of Stories and Reels at the top, followed by posts its discovery engine recommends from across both Facebook and Instagram. It’ll be a more visual, video-heavy experience with clearer prompts to direct message friends a post.

Offene Fragen

Was sich nach einem relativ einfach umzusetzenden Strategiewechsel anhört, stellt Facebook vor große Herausforderungen.

Be smart

Für Publisher sind die Konsequenzen noch überhaupt nicht abzusehen. Bei TikTok jedenfalls scheint es äußerst schwierig, nachhaltig und beständig Menschen mit Inhalten zu erreichen. Der „magische“ TT-Algorithmus erinnert aus Sicht vieler Anbieter an eine Lotterie: Manchmal verlierst du und manchmal gewinnen die anderen. Und ganz machmal bekommst du aber auch 100.000 Views. Wie lässt sich dafür eine sinnvolle Strategie ableiten?


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