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Die wichtigsten News an der Schnittstelle von Social Media und US-Wahl 2020, Social Media Watchblog Lecture: Teja talkt zu TikTok

Die wichtigsten News an der Schnittstelle von Social Media und US-Wahl 2020, Social Media Watchblog Lecture: Teja talkt zu TikTok

The Final Countdown

Was ist

Wenn dieser Newsletter in deinem Postfach ankommt, ist Wahltag. Wir sind keine Politikexperten, doch viele unserer Themen liegen an der Schnittstelle zwischen Social Media, Politik und Gesellschaft. Dementsprechend spielte die wichtigste Wahl der vergangenen Jahre auch bei uns eine große Rolle.

Wir haben in den vergangenen Monaten Tausende Links gesammelt, Hunderte Texte gelesen, Dutzende Briefings mit Hunderttausenden Zeichen geschrieben – und ein Großteil davon hatte direkt oder indirekt mit dem 3. November zu tun. Allzu viel Neues ist übers Wochenende nicht dazugekommen. Wir haben das Gefühl, dass wir uns leergeschrieben haben: Eigentlich ist alles gesagt, jetzt heißt es abwarten.

Trotzdem wollen wir dir natürlich etwas mit auf den Weg geben, das dir womöglich bei der Vorbereitung auf die lange Wahlnacht und die Tage danach hilft. Also bereiten wir unsere eigenen Wahlressourcen auf und fassen dir kompakt zusammen, was du in den jeweiligen Ausgaben nachlesen kannst.

Wir gehen dabei chronologisch vor und hoffen, dass der Überblick der Ereignisse in Erinnerung ruft, wie außergewöhnlich und absurd diese Zeiten sind. Davor gehen wir noch kurz auf aktuelle Nachrichten ein.

 

Was am Wochenende geschah

Die wichtigste Entwicklung wäre fast untergegangen, hätten Ryan Mac und Craig Silverman nicht ganz genau hingehört, als Mark Zuckerberg am Mittwoch vor dem US-Senat aussagte. Während der Anhörung erwähnte Zuckerberg, dass Facebook aufgehört habe, Nutzerïnnen automatisch zu empfehlen, welchen neuen Gruppen sie beitreten könnten. Das gilt für alle Gruppen, die sich mit politischen oder sozialen Themen beschäftigen.

Mac und Silverman fragten bei Facebook nach, woraufhin eine Sprecherin die Maßnahme bestätigte (BuzzFeed):

"This is a measure we put in place in the lead-up to Election Day", said Facebook spokesperson Liz Bourgeois, who added that all new groups have been filtered out of the recommendation tool as well. "We will assess when to lift them afterwards, but they are temporary."

Das ist eine bemerkenswerte Entscheidung, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Schließlich gelten die Gruppenempfehlungen als wichtige Triebfeder der Radikalisierung. Immer wieder schlug Facebook in der Vergangenheit extremistische, verschwörungsideologische oder antisemitische Gruppen vor.

Interessant ist auch, dass Mozilla kürzlich in einem offenen Brief an Facebook und Twitter (Mozilla-Foundation), der auch als ganzseitige Anzeige in der Washington Post veröffentlicht wurde, genau das gefordert hatte:

"We are calling on both Facebook and Twitter to immediately turn off two features that can amplify disinformation: Facebook’s Group Recommendations and Twitter’s Trending Topics."

Wir wissen nicht, ob es einen kausalen Zusammenhang gibt, halten das aber für unwahrscheinlich. Solche Policy-Änderungen beschließt Facebook selten ad hoc und erst recht nicht, weil eine NGO das fordert – auch #StopHateForProfit hat Facebook weitgehend und erfolgreich wegignoriert.

Wir halten die Maßnahme für sinnvoll, fragen uns aber: Warum wird die Funktion für politische Gruppen nicht dauerhaft abgeschaltet? 2016 kam ein Facebook-Forscher zum Ergebnis (WSJ), dass fast zwei Drittel aller Beitritte in extremistische Gruppen auf den automatisierten Vorschlägen beruhen.

Ist das System so viel besser geworden? Anfang Oktober erklärten wir, wie Facebook-Gruppen "raus aus der Schmuddelecke" holen will. Doch offenbar empfindet Facebook die Empfehlungen rundum die US-Wahl immer noch als problematisch. Wir verstehen nicht, warum das zwei Wochen oder zwei Monate später anders sein sollte.

Passend dazu einige weitere Facebook-Polit-News in Kürze:

 

Was wir über die Wahl geschrieben haben

 

Be smart

Wir wissen nicht, was in den kommenden Tagen geschehen wird. Aber angesichts der zu erwartenden Ungewissheit hoffen wir, dass zumindest ein paar Menschen dem weisen Ratschlag von Joanna Stern folgen:

"The first rule of election social media is: You do not use election social media. We should all take the occasional social-media break in our lives—right now’s a great time."

Es ist absehbar, dass soziale Medien mit Lügen, Desinformation und Panikmache geflutet werden. Je weniger Menschen sich davon verrückt machen lassen, desto besser. Ihre Anleitung klingt ausgesprochen sinnvoll – und könnte auch auf der anderen Atlantikseite helfen, ein bisschen gelassener zu bleiben:

"Locate the social-media apps you find most irresistible. (For me it’s Twitter and Instagram.) Place them in a new folder entitled “DO NOT USE UNTIL ELECTION IS OVER.” Now hide this folder deep inside your phone."


Social Media Watchblog Lecture: Teja talkt zu TikTok

In unserer Lecture-Premiere geht es um das Netzwerk der Stunde – TikTok. In 45 Minuten erzählt euch Teja Adams, warum ihn TikTok fasziniert, was die hohe Content-Dichte des Netzwerks ausmacht und wie der Algorithmus tickt. Im Anschluss an den Vortrag können gern Fragen gestellt werden.

Teja konzipiert und realisiert seit zehn Jahren Digital-Projekte für die ARD und ist europaweit als Berater und Coach unterwegs. Und genau wie wir begeistert sich Teja für neue Digital-Projekte. Aktuell arbeitet er am SOCIALCLUB. Wer mag, kann sich ergänzend zu Tejas Vortrag für einen seiner Online-Workshops oder für eine individuelle Analyse eines Social-Media-Accounts anmelden – 10% off gibt es, wenn bei der Anmeldung unter socialclub.tejaadams.com „SMWB“ angegeben wird.

Wir sind am SOCIALCLUB nicht beteiligt, möchten aber Teja an dieser Stelle gern die Möglichkeit geben, für sein Baby zu werben.


Header-Foto von Kayle Kaupanger bei Unsplash