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6 Min. Lesezeit Facebook

Bundeskartellamt und Facebook, Self-Harm bei Instagram, Referral Traffic 2019

Salut und herzlich Willkommen zur 523. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute blicken wir auf die Entscheidung des Bundeskartellamts in Sachen Facebook. Zudem berichten wir über das Thema Selbstverletzungen bei Instagram und die möglichen Top-Referrer 2019. Wir wünschen eine gewinnbringende Lektüre und eine produktive Woche! Martin & Team

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Das Bundeskartellamt und Facebook

Was ist: Das Bundeskartellamt ist der Auffassung, dass Facebook seine Marktmacht unzulässig ausnutzt und damit gegen das Wettbewerbsrecht verstößt. Deswegen hat es dem Tech-Riesen Beschränkungen bei der Verarbeitung von Nutzerdaten auferlegt. Hier die offizielle Pressemitteilung.

Wie sehen diese Auflagen aus?

Was ist das Ziel des Bundeskartellamts? Grundsätzlich möchte das Bundeskartellamt eine innere Entflechtung des Konzerns vorantreiben.

Wie sieht Facebook die Situation? Facebook wehrt sich gegen die Einschätzung des Bundeskartellamts. In ihrem Blogpost geben sie zu Protokoll, dass sie einem enormen Wettbewerb ausgesetzt seien. Auch klärten sie bereits jetzt Nutzer darüber auf, wie Facebook Informationen zusammentrage. Dieses Vorgehen entspreche der DSGVO.

Wie geht es nun weiter? Facebook hat ein Jahr Zeit, um die gewünschten Forderungen umzusetzen. Facebook – so meine Einschätzung – wird die Zeit aber wohl in erster Linie nutzen, um Wege zu finden, Nutzern den „informed consent“ abzuringen.

Be smart: Grundsätzlich sind die Auflagen des Bundeskartellamts zu begrüßen. Jedoch muss festgestellt werden, dass nur wenig Mittel zur Verfügung stehen, um die Umsetzung seitens Facebook auch zu kontrollieren (siehe dazu Markus Kommentar bei Netzpolitik). Ferner enthüllte kürzlich die NYT, dass Facebook bereits daran arbeitet, den Messenger, Instagrams Direktnachrichten und Whatsapp miteinander zu verzahnen – ein Schritt, der einer inneren Entflechtung komplett zuwiderläuft.

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Selbstverletzungen bei Instagram

Was ist: Wie in Ausgabe 521 berichtet, werden auf Instagram Darstellungen von Selbstverletzungen und Suiziden geteilt. Um diesen Inhalten zu begegnen, hat Instagram nun einen Vier-Punkte-Plan verkündet. (Instagram Press)

Was Instagram vorhat:

  1. Instagram wird künftig keine Fotos und Videos von Selbstverletzungen mehr erlauben.
  2. Instagram wird künftig zudem nicht-grafische Inhalte, respektive Inhalte, die mit dem Thema Selbstverletzungen zu tun haben (Narben, etc.), nicht mehr in der Suche oder als Hashtag anzeigen. Auch würden entsprechende Inhalte nicht mehr im Explore-Tab beworben. Allerdings wird Instagram diese Inhalte nicht ganz von der Plattform verbannen, da sie auch als Hilferufe gewertet werden können.
  3. Ferner möchte Instagram all jenen Nutzern Informationen anbieten, die entsprechende Inhalte teilen oder anschauen.
  4. Zudem verkündet Instagram, dass die Arbeit mit Experten intensiviert würde.

Be smart: Für Instagram (und Facebook) ist dieses Thema mehr als heikel. Einerseits gilt es, Nachahmungs-Effekte zu verhindern. Andererseits sieht sich Instagram zurecht in der Pflicht, entsprechende Hilferufe wahrzunehmen und die betroffenen Personen zu unterstützen. Das genau diese Doppelrolle aber auch viele Fragen aufwirft, zeigt die Diskussion um den AI-Selbstmord-Detektor bei Facebook (New York Times).

Plus: Wie sehr die Tech-Unternehmen in der Pflicht stehen, eben nicht nur auf Teufel komm raus zu wachsen, sondern sich eben auch um die Sicherheit der Nutzer zu bemühen, zeigt dieser schlimme Bericht über Tinder und Grindr: Revealed: the child victims of Tinder, Grindr and other dating apps. (The Times of London)

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Wo die Leser 2019 herkommen

Was ist: Beim Nieman Lab gibt es eine zweiteilige Serie zur Frage, über welche Kanäle 2019 womöglich neue LeserInnen gewonnen werden können. Die Untersuchung bezieht sich auf Websites aus dem Parsely-Netzwerk und durchschnittliche Traffic-Zahlen aus den vergangenen 12 Monaten.

Die Ergebnisse im Überblick:

Be smart: Wie immer bei Statistiken gilt es auch bei diesen Zahlen aus dem Parsely-Netzwerk, genau hinzuschauen und nicht alles für bare Münzen zu nehmen, was hier als Trend erkannt wird. Sehr wohl dürfte es sich aber lohnen, diese Beobachtungen mit den eigenen abzugleichen und ggf. nachzujustieren.

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Follow the money

Twitter Q4 Zahlen: Twitter hat durchaus solide Geschäftszahlen für das vierte Quartal vorgelegt. Allerdings wächst Twitter nicht wirklich. 321 Millionen Monthly Active Users und 126 Millionen Daily Active Users zählt das Netzwerk. Zum Vergleich: Sogar Snapchat zählt 186 Millionen täglich aktive Nutzer. Mehr dazu bei Recode und bei Techcrunch.

Facebook kauft Grokstyle: Facebook schnappt sich ein Unternehmen, dass sich auf Virtual Shopping spezialisiert hat. (Bloomberg)

Falsche Klick-Zahlen? Ein Medien-Veteran erklärt bei CNBC, dass mindestens die Hälfte aller Online-Werbeklicks eigentlich nichts wert ist, weil sie faktisch unbeabsichtigt waren. Davon kann ich persönlich ein Lied singen: wie oft ich schon bei SPON oder Sport1 auf einen Banner geklickt habe, nur weil die Website genau in jenem Moment, als ich auf einen Artikel wollte, noch einmal nachgeladen hat – man könnte fast meinen, das sei Absicht. Was? Das ist Absicht? Grrrrrrr.

Mehr Transparenz: Facebook arbeitet laut Techcrunch an einem Feature, das Nutzern mehr Kontrolle über Werbung verspricht. Demnach würden User künftig erfahren, wer ursprünglich die Informationen hochgeladen hatte (etwa Telefonnummern oder Email-Adresse), die dafür genutzt wurde, um eine bestimmte Werbung auszuspielen. Zitat:

This new level of transparency could help users pinpoint what caused a brand to get hold of their contact info. That might help them change their behavior to stay more private. The system could also help Facebook zero in on agencies or partners that are constantly uploading contact info and might not have attained it legitimately.

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Menschenverachtende Apps – brought to you by Apple und Google

Unterdrückung per Text-Nachricht: In Saudi Arabien gibt es eine App mit dem Namen Absher, deren Funktion darin besteht, Männer per Textnachricht zu „alarmieren“, wenn sich die Frau, die „unter seinem Schutz“ steht, am Flughafen ausweist. Warum sollte sie sich am Flughafen ausweisen? Klar: Weil sie versucht, das Land zu verlassen. Womöglich um vor der Unterdrückung, der sie ausgesetzt ist, zu fliehen. Die App steht laut einem Bericht von Insider via Google Playstore und Apple Appstore zur Verfügung. Ganz, ganz hässlich.

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Schon einmal im Briefing davon gelesen

Facebook ist weiter auf der Suche nach dem nächsten großen Ding für Kids. Der LOL-Feed, über den wir in Ausgabe 517 berichteten, ist es jedenfalls nicht – der wurde bereits wieder eingestellt. Sehr wohl sieht Facebook aber viel Potential in Messenger Kids. Jugend- und Datenschützer zeigen sich alarmiert. (Recode)

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Neues von den Plattformen

Instagram

Facebook

Skype

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One more thing

Facebook war so freundlich und hat eine Grafik mit lauter Alternativen zu Facebook erstellt. Anlass für die Grafik war der Beschluss des Bundeskartellamts und Facebooks Wunsch, einmal zu verdeutlichen, wie groß die Konkurrenz eigentlich ist. Hihi. Meine Favoriten: Signal, Reddit, WordPress.

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Header-Foto von Ryoji Iwata bei Unsplash