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6 Min. Lesezeit

Briefing für den 20.4.2018 | Ausgabe #449

Salut und herzlich Willkommen zur 449. Ausgabe des Social Media Briefings. Heute u.a. mit einem Blick auf Facebooks neue Datenschutzoptionen, Snapchats neues Werbeformat und einem Interview mit den Machern von The Cleaners – einem Dokumentarfilm zur Arbeit von Content Moderatoren bei Facebook. Vielen Dank für das Interesse, Martin & Team


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Facebooks neue Datenschutzoptionen

Was ist: Facebook hat neue Datenschutzoptionen und möchte gern, dass die Nutzer diesen nun auch zustimmen.

Was du darüber wissen musst:

Was du außerdem noch wissen solltest:

Was sich ändert:

Kritik an den neuen Optionen:

Be smart: Facebook suggeriert mit den neuen Datenschutzoptionen, dass die Nutzer wirklich eine Wahl hätten. Am Ende bleibt es aber das Geschäftsmodell, Nutzer so viel wie möglich zu tracken, um das über die Nutzer gewonnene Wissen zu verwenden, damit Dritte auf Facebook gezielter Werbung schalten können. Oder wie Aral Balkan so schön auf Twitter schreibt:

Aral Balkan: Facebook is a factory farm for human beings. It is not your friend, it is not fundamentally good, it is an extractive and exploitative machine. Let’s stop expecting it to be what it is not and regulate it to limit its abuses. PS. Google, etc., have the exact same business model.

Let me put it this way: if Facebook or Google started truly respecting your privacy, they’d go bankrupt. Expecting them to do this – and to do it voluntarily to boot – is the heights of naïveté.


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1,5 Milliarden Facebook-Nutzer nicht mehr unter EU-Datenschutz

Was ist: Facebook hat bestätigt, dass die 1,5 Milliarden Nutzer, die nicht in der EU leben, künftig nicht mehr den Terms of Services unterstehen, die an Facebooks Sitz in Irland geknüpft sind.

Warum ist das interessant?

Warum macht Facebook das? Nun, die neue Datenschutzgrundverordnung sieht erhebliche Strafen vor, sollten Unternehmen gegen das Gesetz verstoßen. Da ist es für Facebook natürlich attraktiver, das in den USA geltende Datenschutzrecht als Grundlage für die internationalen Nutzern zu nehmen.

Die Details: Dieser Thread auf Twitter erklärt sehr genau, welche Konsequenzen das für die Non-EU-User hat und warum Facebook das macht.

Be smart: Solche Pläne schmiedet man nicht innerhalb von einer Woche. Folglich hat Zuckerberg vor dem US-Kongress und in den Interviews davor alle wissentlich an der Nase herumgeführt. Vertrauensbildende Maßnahmen sehen für mich anders aus.


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Was ist: Snapchat bietet ein neues Werbeformat an, das es Nutzern z.B. ermöglicht, direkt auf Snapchat shoppen zu gehen.

Wie funktioniert das? Snapchat lässt Werbetreibende künftig einen Link innerhalb von Filtern setzen, über den dann direkt zum Shop gelangt werden kann, respektive ein Video angeschaut oder eine App heruntergeladen werden kann. Alles direkt innerhalb von Snapchat selbst.

Money Quote:

Sometimes you can’t even tell you are using an ad for your selfie.


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Schon einmal im Briefing davon gelesen

Weibo: Das chinesische Pendant zu Twitter, Weibo, hatte im vorauseilendem Gehorsam angekündigt, in den kommenden drei Monaten Inhalte, die der „gay culture“ zuzuordnen wären, von der Plattform zu nehmen. Daraufhin gab es so viel Protest, dass sich Weibo veranlasst sah, das Vorhaben wieder zurückzunehmen. Dass sie a) überhaupt auf die Idee gekommen sind, spricht nicht für das Unternehmen. Dass es b) technisch möglich ist, bestimmte Inhalte so gezielt aus dem öffentlichen Diskurs herauszunehmen, ist erschreckend.

Telegram: Weil Telegram sich weigerte, der russischen Regierung verschlüsselte Nachrichten zugänglich zu machen, blockierte Russland Millionen von IP-Adressen, die vermeintlich für die Funktionalität des Messengers erforderlich waren. Blöderweise – also aus russischer Sicht – war Telegram allerdings so schnell darin, von einem Server zum nächsten zu ziehen, dass nicht Telegram lahmgelegt wurde, sondern zahlreiche andere Internetdienste. Die ganze Geschichte.

Facebook: Einem beim Investigativ-Portal The Intercept erschienenden Artikel zufolge bastelt Facebook fleißig daran, nicht nur das Verhalten der Nutzer in der Vergangenheit genauestens zu verstehen, sondern auch daran, das künftige zu beeinflussen. Wie das funktioniert.


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Lesetipps zum Wochenende

Silicon Valleys Arroganz: So langsam wirkt es so, als ob im Silicon Valley nur noch der IQ zählen würde, der EQ scheint komplett außer Acht gelassen. Das sage nicht ich, sondern M.G. Siegler, seines Zeichens Venture-Kapital-Geber im Auftrag von Google: Arrogance Peaks in Silicon Valley.

Was kommt nach den Social-Media-Giganten? In einer lesenswerten Analyse geht BuzzFeeds Chefredakteur Ben Smith der Frage nach, ob wir am Rande einer neuen Zeitrechnung in Sachen Social Media stehen: Maybe we’ve reached the point where it’s not even possible to have Facebook in common.

Trumps Social Media Direktor: Es gibt dem Vernehmen nach nur diesen einen Menschen, dem Donald Trump in Sachen Tweets komplett vertraut: Dan Scavino. Doch wie ist es eigentlich, Trumps Social Media Direktor zu sein? The Man Behind the President’s Tweets.


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One Last Thing

Was ist: Ich hatte das Vergnügen mit den beiden Regisseuren von The Cleaners, über ihren Film zur Arbeit von Content Moderatoren bei Facebook und YouTube zu sprechen – hier ist der Artikel zum Interview.

Warum ist das interessant? Die investigative Dokumentation von Hans Block und Moritz Riesewieck zeigt auf eindrückliche Weise, wie kaum geschultes Personal darüber entscheidet, was wir auf Facebook sehen – und was nicht.

Was erfährt man, was noch nicht bekannt war? Die Dokumentation ist extrem vielschichtig, ich habe unglaublich viel gelernt – im Film und im Interview mit den beiden Regisseuren, einige Beispiele:

Ach so: An zwei Stellen haben sich in unserem Gespräch übrigens Fehler eingeschlichen:

Wann kann man den Film sehen? Der Film wird unter anderem auf der re:publica gezeigt, kommt dann Mitte Mai regulär in die Kinos. Wer mag, kann sich hier über die Aufführungstermine informieren.