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Briefing für den 17.4.2018 | Ausgabe #448

Salut! Herzlich Willkommen zur 448. Ausgabe des Social Media Briefings! Schön, dass Du da bist. Heute u.a. im Angebot: Ein Blick auf Facebooks News Feed, mit einigen spannenden Aussagen von Adam Mosseri, und der Frage, was das interne Mantra von Facebooks News-Feed-Team, „From Consumption to Connection“, für Publisher bedeutet. Eine gute Lektüre, Martin & Team

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Im Gespräch mit Facebooks News-Feed-Chef

Was ist: Der Skandal rund um Facebook und Cambridge Analytica hat zur Konsequenz, dass sich noch einmal sehr viel mehr Menschen damit beschäftigen, wie Facebook eigentlich funktioniert. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, ist es doch essentiell, dass wir uns mit den Tools und Technologien, die wir täglich benutzen, auch wirklich auskennen. Nur so können wir informierte Entscheidungen treffen.

Neben allen Aspekten rund um das Thema Datenschutz ist mir hinsichtlich der Funktionsweise von Facebook eine Sache ganz besonders wichtig – nämlich die Frage, wie groß Facebooks Einfluss darauf ist, was Menschen sehen – und vor allem auch darauf, was Menschen eben nicht sehen.

Gespräch mit Adam Mosseri: Wer sich mit Facebooks Einfluss die Informationsverteilung beschäftigt, landet naturgemäß schnell bei Adam Mosseri – dem Produktverantwortlichen für Facebooks News Feed. Der News Feed ist bekanntermaßen der zentrale Ort, über den Facebook Aufmerksamkeiten verteilt, und in den letzten Monaten mehr und mehr der Anlass für so manch hitzige Auseinandersetzung gewesen.

In der vergangenen Woche hatte ich nun erstmals die Gelegenheit, persönlich mit Adam Mosseri in einem Hintergrundgespräch zu diskutieren. Im Folgenden präsentieren ich einige Aussagen von Mosseri, die sich in diesem Gespräch ergeben haben, und ergänze sie durch Hinweise und Gedanken meinerseits. Los geht`s:

Auf welche Arten geht Facebook Inhalte an, die sie für problematisch erachten?

Adam Mosseri: Problematische Inhalte, wie zum Beispiel Hassrede, werden auf folgende Weise angegangen: Sie werden gelöscht, wenn sie gegen unsere Gemeinschaftsstandards oder Werberichtlinien verstoßen. Derzeit arbeiten 15.000 Menschen bei Facebook an Sicherheits- und Inhaltsüberprüfungen, um dabei zu helfen, die Integrität des News Feed zu gewährleisten.

Adam Mosseri: Zudem gibt es weitere Arten von problematischen Inhalten, die zwar nicht gegen die Richtlinien von Facebook verstoßen, aber dennoch irreführend oder schädlich sind – Dinge wie Clickbait oder Sensationslust. Wenn Facebook Beispiele für diese Art von Inhalten findet, wird die Verbreitung im News Feed durch Ranking reduziert.

Adam Mosseri: Und zunehmend informiert Facebook die Nutzer durch weitere Details (z.B. Informationen über den Herausgeber auf Wikipedia), damit diese entscheiden können, ob sie Inhalte lesen, ihnen vertrauen oder sie teilen möchten.

Ist damit zu rechnen, dass Facebook noch einmal versuchen wird, News und Social zu trennen oder ist das Thema vom Tisch?

Adam Mosseri: Der News Feed wird nicht geteilt. Ausgangspunkt war die Idee, eine Version von Facebook mit einem Ort für Beiträge von Freunden und Familie zu erstellen, und einen weiteren Ort für Beiträge von Seiten einzuführen. Der Test lieferte Facebook wertvolles Feedback – in Umfragen teilten die Menschen Facebook mit, dass sie mit dem News Feed weniger zufrieden waren.

Das Motto „Move fast and break things“ wurde mittlerweile abgelöst durch „Move fast with stable infrastructure“, heißt es. Gibt es andere Leitideen für 2018?

Adam Mosseri: Der Fokus verlagert sich von Consumption zu Connection. Dies geht einher mit einem großen Verantwortungsbewusstsein für das, was die Menschen sehen.

Welche Rolle werden Stories künftig bei Facebook spielen?

Adam Mosseri: Wir sehen einen großen Anstieg bei der Nutzung von Stories, weshalb wir uns zunehmend auf das Thema konzentrieren. Stories sind für die Menschen eine äußerst wichtige Möglichkeit zu kommunizieren.

Transparenz: Es handelte sich bei der Diskussion mit Mosseri um ein Hintergrundgespräch und die hier von ihm publizierten Zitate sind von Facebooks PR-Mannschaft zwar gegengelesen, aber nicht in der Aussage verändert worden.

Be smart: Mosseri ist bereits seit Monaten auf großer Erklär-Tour in Sachen News Feed. Ich persönlich finde das positiv, dass sich Facebook an dieser Stelle der Allgemeinheit öffnet. Gleichwohl gilt es natürlich gerade als Publisher nicht so sehr nur auf das eigene Geschäft zu schauen, sondern das Große und Ganze im Blick zu behalten. Beim großen Branchentreffen in Perugia scheint das den Ausführungen von Kollege Fanta zufolge nicht so gewesen zu sein. Be humble.

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Aktuelle Lesetipps

Die nächste Milliarde: In gewohnt ausgeruhter Art schaut sich Kollege Frederic Filloux an, warum sich Facebook von den Anhörungen im US-Kongress nicht all zu beeindruckt zeigt und welches Ziel sie eigentlich verfolgen – die nächste Milliarde Nutzer.

Zuckerbergs Lovefest: In den letzten Wochen musste es sich für Facebook-Mitarbeiter in etwa so anfühlen wie für Goldman-Sachs-Mitarbeiter im Jahr 2008: gefürchtet und geächtet. Doch die Performance von Zuckerberg vor dem US-Kongress hat WIRED zufolge vielen Mitarbeitern wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Jaron Laniers Abrechnung mit Facebook: Es gehört zum Kanon der Interneterklärer, sich an Internetpionier Jaron Lanier ordentlich zu reiben: die einen halten ihn für maßlos überbewertet, andere beneiden ihn für seine Ideen. Dieser vielbeachtete TED-Talk ist somit für beide Parteien etwas. Zitat Lanier: „We cannot have a society in which, if two people wish to communicate, the only way that can happen is if it’s financed by a third person who wishes to manipulate them. (…) I don`t call them social networks anymore. I call them behavior modification empires.“

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In eigener Sache

Am Haken: Ich habe für brand eins aufgeschrieben, wie soziale Netzwerke – allen voran natürlich Facebook und Instagram – ihre Nutzer beeinflussen, damit diese möglichst oft und möglichst lange die Plattformen nutzen. Dafür habe ich unter anderem mit dem Hooked-Guru Nir Eyal und dem Internetaktivisten Ben Grosser gesprochen. Der Artikel ist jetzt online frei verfügbar.