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8 Min. Lesezeit Artifact

Adieu, Artifact: Warum die Instagram-Gründer diesmal gescheitert sind

Eine App, die nie richtig durchgestartet ist, verschwindet – na und? Wir glauben, dass sich daraus Lehren ziehen lassen, die über Artifact hinausgehen.

Adieu, Artifact: Warum die Instagram-Gründer diesmal gescheitert sind

Was ist

Kevin Systrom und Mike Krieger geben auf. In vier knappen Absätzen verkündet Systrom, dass Artifact eingestellt wird (Medium). Die App startete vor einem Jahr als personalisierter News-Reader, teils wurde sie als "TikTok für Texte" bezeichnet. Später entwickelte sich Artifact zur Social-Media-Plattform mit kuratierten Inhalten, Kommentaren und KI-Funktionen.

Wir haben zweimal ausführlich über Artifact geschrieben:

In dieser Ausgabe soll es nicht darum gehen, was Artifact war. Wir legen den Fokus auf die Gründe für das Scheitern – denn die verraten etwas über den Zustand des (Social) Webs.

Warum Artifact keinen Erfolg hatte

Artifact schaffte nie den Sprung aus der Nische. Die Ankündigung des Abschieds von der App ist das Erste, was man sieht, wenn man Artifact öffnet. Bislang wurde der Text rund 44.000 Mal gelesen. Das dürfte ungefähr der Zahl der wöchentlich aktiven Nutzerïnnen entsprechen. Nach einem Jahr ist das ernüchternd.

Systrom selbst geht in seinem Abschiedspost nicht näher auf die Gründe ein. Er schreibt bloß:

We have built something that a core group of users love, but we have concluded that the market opportunity isn’t big enough to warrant continued investment in this way.

Das kann alles und nichts bedeuten. Wir glauben, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen:

1. Text ist Nische

2. News sind kein Produkt

The goal is to create a public square for communities on Instagram that never really embraced Twitter and for communities on Twitter (and other platforms) that are interested in a less angry place for conversations, but not all of Twitter. Politics and hard news are inevitably going to show up on Threads – they have on Instagram as well to some extent – but we're not going to do anything to encourage those verticals.
Wer ist die Zielgruppe? Wer beruflich auf Informationen angewiesen ist, dürfte Apps bevorzugen, die Nutzerïnnen mehr Kontrolle über die Inhalte geben. Wir setzen dafür auf RSS-Reader, die es uns ermöglichen, unsere Quellen komplett selbstbestimmt zusammenstellen. Nur so können wir sicher sein, keine relevanten News zu verpassen. Menschen, die sich nicht besonders für journalistische Inhalte interessieren, brauchen vermutlich auch keine eigene App dafür. Viele News-Junkies haben mindestens ein Medium abonniert und lesen dort.

3. Es braucht ein klares Konzept

4. KI ist kein Allheilmittel

I saw that shift, and I was like, ‘Oh, that’s the future of social,’. These unconnected graphs; these graphs that are learned rather than explicitly created. And what was funny to me is as I looked around, I was like, ‘Man, why isn’t this happening everywhere in social? Why is Twitter still primarily follow-based? Why is Facebook?’
Zite, Pulse, SmartNews, Circa, Matter: Das ist nur eine kleine Auswahl der Apps, die Artikel, Algorithmen oder soziale Funktionen kombinieren. Etliche sind gescheitert, einige fristen ein Nischendasein, keine hat den Durchbruch geschafft.
Der Algorithmus gilt als Wunderwaffe von TikTok. Tatsächlich sind die maschinellen Empfehlungen nur einer von mehreren Erfolgsfaktoren. TikTok hat ein neues Format geprägt, das Nutzerïnnen kreative Ausdrucksformen ermöglicht – und es hat viele Milliarden in aggressive Werbung gesteckt (Mobile Dev Memo), die maßgeblich zur schnellen Verbreitung beitrug. Systrom und Krieger haben durch den Instagram-Verkauf gut 700 Millionen Dollar eingenommen – aber sie haben nicht das Budget, das ByteDance hatte, um TikTok zu pushen.

5. Monetarisierung braucht Liebe oder Masse

Be smart

Wie wiederholen eine Empfehlung, die wir schon im Mai gaben (#879)

Wenn [Artifact] morgen verschwände, wäre das aber kein großer Verlust. Ganz im Gegensatz zu unseren RSS-Readern, die Herz und Seele unseres Nachrichtenkonsums bilden. Kein anderes Werkzeug ist so essenziell für die Entstehung dieses Briefings, nirgendwo sonst finden wir so zuverlässig und zielgerichtet alle Informationen, die für uns beruflich wichtig sind.
Das willst du auch? Gern! In Ausgabe #867 findest du sieben Gründe, warum du RSS nutzen solltest. Am Ende dieses Briefings lassen wir unseren RSS-Gefühlen freien Lauf.

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